Bruckner wie auf einer Waldeslichtung
In dieser gloriosen Weltmusikstadt blickt man gern ein wenig hochnäsig auf die so genannte Provinz herunter. Dabei gibt es da erstaunliche Musiker – wie Hermann Bäumer, den Generalmusikdirektor von Mainz. Er debütierte mit einer eindringlichen Aufführung von Anton Bruckners Symphonie Nr. 2 beim Bayerischen Staatsorchester.
Bäumer mied das katholische Pathos ebenso wie eine wagnerianische Glättung der Ecken und Kanten. Bei einem raschen Grundtempo wirkte die Musik natürlich, nichts war bedeutungsschwanger aufgeladen. Auch die heikle Dramaturgie der Temporückungen und Pausen gelang dem ehemaligen Posaunisten der Berliner Philharmoniker. Er dirigierte einen modernen Bruckner, der ohne Überwältigungspathos die Klarheit der Strukturen und die Entwicklung der Themen in den Mittelpunkt stellte.
Das Bayerische Staatsorchester stellte ihm einen aufgelichteten Klang bereit. Die verschiedenen Instrumentengruppen, die bei dieser Symphonie sehr oft gleichzeitig gegensätzliches Material gegeneinander setzen, waren bestens durchhörbar. Nur Bruckners Pianissimo-Vorschriften, – vor Beginn der Durchführung im Finale etwa – wurden nicht im vollen Umfang berücksichtigt.
Davor ging es eher aufgeregt zu, denn wie jedes russische Cellokonzert des 20. Jahrhunderts veranstaltet auch Alfred Schnittkes Nr. 1 eine wilde Treibjagd auf den Solisten. Sechs Schlagzeuger nahm die Verfolgung auf. Beim Showdown japste der tapfere Cellist Jan Vogler zwar kurz nach Luft, blieb aber zuletzt doch strahlender Sieger. Dass dieser Weltschmerz- und Katastrophenthriller aus dem Jahr 1986 zuletzt in eine süß-seligen Verklärung mündet, schmeckt leider ein bißchen schal. Doch die Entdeckung eines vielversprechenden, jüngeren Bruckner-Dirigenten wog das mühelos auf.