BR-Symphonieorchester: "Let's make it happen"

Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks hat große Pläne für die neue Saison und wartet auf das Ja aus der Politik zum Konzerthaus im Werksviertel.
von  Robert Braunmüller
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit dem am 1. Dezember 2019 verstorbenen Chefdirigenten Mariss Jansons auf dem Dach der mittlerweile abgerissenen Kultfabrik. Hier soll der neue Konzertsaal gebaut werden, derzeit steht hier ein Riesenrad.
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit dem am 1. Dezember 2019 verstorbenen Chefdirigenten Mariss Jansons auf dem Dach der mittlerweile abgerissenen Kultfabrik. Hier soll der neue Konzertsaal gebaut werden, derzeit steht hier ein Riesenrad. © picture alliance/dpa/Matthias Balk

"Let's make it happen" soll Simon Rattle nach einer Besichtigung des Werksviertels gesagt haben. Der designierte Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks hat bereits mit Markus Söder gesprochen, weitere Termine seien in Vorbereitung.

Vertreter von Orchester und Management sprechen begeistert von der Energie, die von Konzerten in der jugendkulturellen Zone hinter dem Ostbahnhof ausgehe. Aber irgendwas Konkretes zum Bau des Konzerthauses - einen Abschluss der Planungen oder gar eine Grundsteinlegung - sind nicht in Sicht.

Die neue Saison beginnt mit Beethoven

Das Symphonieorchester beginnt mit dem BR-Chor die neue Saison am 23. und 24. September mit Beethovens "Missa solemnis" im Herkulessaal. Dirigieren soll John Eliot Gardiner, der zuletzt wegen Corona England nicht verlassen konnte. Ulrich Hauschild, der den Orchestermanager Nikolaus Pont in dessen Elternzeit vertritt, ist optimistisch, dass es diesmal klappt.

Und weil Gardiner einer der erfahrensten Vertreter des historisch informierten Musizierens ist, sind diverse Optionen bei der Größe des Chores denkbar.

Pappano, Jordan und Mäkela im Herkulessaal

Dann folgen weitere Konzerte mit Anthony Pappano, Philippe Jordan und Klaus Mäkela im Herkulessaal. Am 29. Oktober spielen die Musiker unter Jakub Hrusa zum ersten Mal in der Isarphilharmonie, die als Ersatz für den wegen der Generalsanierung geschlossenen Gasteig dient.

Hauschild ist optimistisch, dass die älteren Abonnenten mit dem Orchester nach Sendling wechseln, auch wenn Umfragen andere Ergebnisse zeigen: Besucher aus der Region sind nach wie vor von der parkplatzarmen Verkehrsanbindung fern der S-Bahn-Stammstrecke nicht überzeugt. Allerdings spricht viel dafür, dass der neue Saal mehr jüngeres Publikum anziehen könnte. Dass dafür ein Potential besteht, beweist der starke Zuspruch bei der Reihe "Watch this space" im Werksviertel.

Ein Höhepunkt der neuen Saison dürfte die Aufführung von Johann Sebastian Bachs "Matthäuspassion" unter Simon Rattle im November werden. Anschließend prüft der designierte Chefdirigent mit Mahlers Neunter die Akustik in der Isarphilharmonie, die womöglich am Ende doch noch zur neuen Heimat des BR-Symphonieorchesters werden könnte, wenn der Landtag den Neubau im Werksviertel begräbt.

Viele bekannte und beliebte Gäste kommen nach München

In der kommenden Saison gastieren treue Gäste wie Daniel Harding, Herbert Blomstedt, Giovanni Antonini, Iván Fischer, Michael Tilson Thomas, Antonio Pappano und Yannick Nézet-Séguin. Joana Mallwitz, Shiyeon Sung, Roderick Cox und Philippe Jordan stehen zum ersten Mal am Pult des BR-Symphonieorchesters.

Die erste Hälfte der Saison wird frei verkauft, die Abos beginnen vorsichtshalber erst im Januar. Bei der Pressekonferenz berichtete der Hornist Norbert Dausacker davon, dass die zahlreichen kleinen Aktivitäten während der Pandemie den Zusammenhalt des Orchesters gesteigert hätten. Trotzdem ist die Freude auch beim Chor groß, wieder vor Publikum spielen zu dürfen.

Mit der "Matthäuspassion" gastiert das Orchester in Wien, außerdem gibt es im Mai 2022 eine Europatournee unter Nézet-Séguin. Nach Asien werden die Musiker erst wieder in der kommenden Saison reisen - mit weniger Städte-Hopping wie früher und einer stärkeren Konzentration auf Residenzen und Education-Projekten.

Auch der BR-Chor hat sein Programm vorgestellt

Die eigene Konzertreihe des BR-Chors beginnt im Prinzregententheater mit Lera Auerbachs "72 Angels" unter der Leitung von Peter Dijkstra. Ivan Repusiæ wird die "Hvratska Misa" a capella von Boris Papandopulos dirigieren. Der künstlerische Leiter Howard Arman widmet sich Arthur Honeggers symphonischem Psalm "König David" und Mozarts "Krönungsmesse". Geplant ist außerdem ein Mahler-Programm mit der Osttiroler Musikbanda Franui.

Mit Gastspielen in Ottobeuren, nach Weiden, Regensburg und Bad Kissingen ist das Orchester verstärkt im Sendegebiet unterwegs. Aber das ist unspektakulär im Vergleich zur Bayerischen Staatsoper, die ihre nächste Saison mit einem kostenlosen Open Air in Ansbach eröffnet, bei dem Jonas Kaufmann singt und der neue Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski dirigiert.

Die Antworten auf diese - naheliegende - Frage blieben unbefriedigend. Natürlich sind Aktivitäten der Musiker an einer Schule in Passau verdienstlich. Aber ein wenig Glamour sollte das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auch außerhalb Münchens erstrahlen lassen, wenn es schon von oberpfälzischen, fränkischen und schwäbischen Steuerzahlern ein Konzerthaus in München geschenkt haben möchte.

Unmittelbar nach der Pressekonferenz erreichte unsere Redaktion die Nachricht über ein von einem hiesigen Autokonzern gesponsertes Gratis-Konzert mit Simon Rattle und dem London Symphony Orchestra auf dem Trafalgar Square in London. Vielleicht klappt's ja, wenn Rattle in endlich München ankommt und einfach nur sagt: "Let's make it happen".


Infos zur neuen Saison unter www.br-so.de

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.