BR-Symphonieorchester: Auch ohne einen eigenen Saal läuft eine Menge

München - Wir legen keine Denkpause ein", erklärt Ulrich Hauschild gleich zu Beginn in Anspielung auf ein Wort des Ministerpräsidenten zum geplanten Konzerthaus im Werksviertel. Alle Investition in diesen Bau würde in "Cash" als Umwegrentabilität wieder zurückfließen. Daher, so der Orchestermanager, könne er die Kritik an dem vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gewünschten Bau nicht verstehen.
Programmvorstellung nahe des vorgesehenen Bauplatzes
Das Thema Konzerthaus war das Leitmotiv in der Vorstellung der kommenden Saison des Orchesters. Der Pianist Kirill Gerstein eröffnet sie in der Tonhalle nahe dem vorgesehenen Bauplatz im Werksviertel mit einem Programm, das Werke von Darius Milhaud, Edgard Varèse und George Gershwin vorstellt, die vor genau 100 Jahren komponiert wurden. In weiteren Konzerten spielt Gerstein die Burleske von Richard Strauss und das zweite Brahms-Konzert.
Die Bratschistin Tabea Zimmermann, neben Gerstein ebenfalls "Artist in Residence", hat ebenfalls Auftritte im Werksviertel und im Normalprogramm. Sie spielt das Konzert von William Walton und eine Uraufführung von Nikolaus Brass. Außerdem wird sie mit den Musikern die Symphonie Nr. 4 für Streicher von Karl Amadeus Hartmann einstudieren.
Ab Herbst 2023 ist Sir Simon Rattle Chefdirigent
Die kommende Saison ist die letzte Spielzeit ohne Chefdirigent: Simon Rattle wird im Herbst 2023 antreten, ist aber bereits im kommenden Februar mit einer konzertanten Aufführung von Wagners "Siegfried" vertreten, die nach Aufführungen in der Isarphilharmonie auch in Hamburg und Luxemburg gastiert.
Kirill Petrenko leitet Aufführungen von Mendelssohns "Elias", Zubin Mehta steht bei Mahlers Fünfter und Werken von Richard Strauss am Pult. Wie in jeder Saison werden auch Herbert Blomstedt, Ivan Fischer, John Eliot Gardiner und Daniel Harding Konzerte leiten.
Christian Thielemann dirigiert Open-Air am Odeonsplatz
Im Rahmen eines Austausches geben die Bamberger Symphoniker mit Jakub Hruša und Julia Fischer ein Konzert im Herkulessaal der Münchner Residenz. Im Juli 2023 erfolgt dann der Gegenbesuch des BR-Symphonieorchesters mit Bruckners Fünfter unter Christian Thielemann in Bamberg.
Trotzreaktionen können auch keine Lösung sein
Thielemann wird auch das traditionelle Freiluftkonzert auf dem Odeonsplatz leiten - was angesichts seiner Unlust auf diesen Termin in seiner Zeit bei den Philharmonikern überrascht.

Ein Vertreter des Orchesters schwärmte von der Video-Übertragung eines Konzerts aus der Alten Oper auf einen Platz in Frankfurt. Warum nicht auch in München? "Weil wir keinen eigenen Saal haben", so die Antwort. Warum gibt es keine Nachtprogramme in der Trafohalle nach den Konzerten in der Isarphilharmonie wie bei den Philharmonikern? "Weil wir keinen eigenen Saal haben".
Da ist eine Menge Trotz im Spiel. Ob diese Strategie zum teuren, mit zu vielen Wünschen überfrachteten Konzerthaus führt? Auch da wäre eine Denkpause gut.