Bonnie Tyler: Ich habe mit Pop-Genies gearbeitet

Bonnie Tyler kommt ins Deutsche Theater. Ein Gespräch über ihre Stimme, das Ignorieren von Ärzten, über Hits und Fehlschläge.
München - Ob’s an den vielen gebrochenen Herzen in der Welt liegt, dass "It’s A Heartache" ein solch großer Hit wurde? Oder doch am eingängigen Refrain? Bonnie Tyler feierte mit dem Song 1978 ihren Durchbruch in den USA. Auch in Europa, wo sie schon bekannt war, hatte sie großen Erfolg mit der Single. Zum 40. Jubiläum hat sie nun ihre aktuelle Tour dem Lied gewidmet. Die "40 Years It’s A Heartache Tour" führt sie auch ins Deutsche Theater.
AZ: Miss Tyler, wie sind Sie zu ihrer rauchigen Stimme gekommen?
BONNIE TYLER: Ich hatte nach meinem Hit "Lost in France" eine Halsoperation. Danach sollte ich sechs Wochen lang nicht reden. Aber ich bin eine Plaudertasche und habe mich nicht daran gehalten. Ich konnte nie verstehen, dass ich schon zuvor bei "Lost in France" mit Rod Stewart verglichen wurde. Aber bei "It’s a Heartache" war ich noch heiserer, und das war gut für den Song.
Warum haben Sie den Rat der Ärzte ignoriert?
Ich habe sieben Jahre lang in Clubs gesungen, bevor ich mit "Lost in France" meinen großen Hit hatte. Und dann hätten in meiner Heimatstadt alle gesagt: Klar, ein Hit und sie redet nicht mehr mit uns! Ich hätte immer für alle in einen Notizblock schreiben müssen: Tut mir leid, ich darf wegen einer Operation nicht mit Ihnen sprechen.
Hören Sie nach wie vor nicht auf Ärzte?
Ich hatte seither zum Glück keine Probleme mehr. Heute rufe ich vor jedem Konzert meinen Stimmtrainer an. Ich bin mittlerweile etwas folgsamer.
War ihre plötzliche Heiserkeit das Beste, was ihnen je passiert ist?
Nein, das war, mit dem Produzent Jim Steinman zu arbeiten. Mir wurde gesagt, er sei so ein vielbeschäftigter Mann, er habe sicher keine Zeit, eine Platte für mich zu produzieren. Aber ich wollte ihn zumindest fragen. Drei Wochen später haben wir in seinem Appartment in New York über Musik gesprochen. Er hat dann einen Song fertiggestellt, den er Meat Loaf geben wollte, aber der hatte gerade Stimmprobleme, also gab er ihn mir. Ich habe geweint, als ich ihn das erste Mal gehört habe. Es war das Beste, was mir je passiert ist: Der Song war "Total Eclipse of the Heart".
Der Song war ein großer Hit, er erschien auf "Faster Than The Speed of Light". Bei diesem Album haben Sie mit dem Pop-Genie Todd Rundgren gearbeitet. Wie kam das zustande?
Todd war ein Freund von Jim Steinman, er hat die meisten Background Vocals gesungen, später haben wir auch ein Duett aufgenommen. Ich werde nie vergessen, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe: Er hatte gerade die Rocky Horror Show gesehen, und er kam kostümiert ins Studio, mit Damenstrümpfen und Make-Up. Auf "Faster Than The Speed of Light" spielten auch einige Musiker von Bruce Springsteens E Street Band, darunter Max Weinberg am Schlagzeug und Roy Bittan an den Keyboards.
Keine schlechte Begleitband.
Es war unglaublich, mit der E Street Band zu singen. Ich bin ein Mädchen aus Wales, und plötzlich war ich im Studio "Power Station" in New York, mit Jim Steinman und der E Street Band.
Tina Turner hatte großen Einfluss auf sie. Ironischerweise hatte sie einen großen Hit mit "The Best" – einem Song, den Sie zwei Jahre zuvor aufgenommen hatten. Wieso war ihre Version nicht erfolgreich?
Ich habe nie verstanden, warum das Lied nicht im Radio gespielt wurde. Das war definitiv ein Hit-Song. Ich muss aber zugeben, dass Tina Turners Version besser war. Sie hatte einen anderen Mittelteil, und der hat den Song ausgemacht. Und dazu kam natürlich ihre unglaubliche Stimme. Aber ihr Hit gab mir mein Vertrauen in meine Songauswahl zurück. Auf dem Album war auch "Don’t Turn Around", womit Aswad später einen Nummer-eins-Hit hatte. Jimmy Sommerville hatte einen Hit mit "To Love Somebody", und Cher mit "Save Up All Your Tears".
Warum hatten Sie mit all diesen Liedern keine Hits?
Als das Album rauskam, gab es große Probleme mit der Plattenfirma CBS. Da erschienen gerade zu viele andere Alben. Und der Boss Walter Yetnikoff schloss einen verrückten Deal mit den Rolling Stones, bei dem sie Millionen als Vorschuss bekamen. Da geriet alles andere ins Hintertreffen.
Später haben Sie Platten mit Dieter Bohlen produziert. Singen Sie diese Lieder noch?
Ich singe "Bitter Blue" in Deutschland, denn da war es ein großer Hit. Ich möchte bei meinen Auftritten ein paar Medleys mit Liedern spielen, die ich live noch nie gesungen habe, und da werden auch Lieder dabei sein, die ich mit Dieter gemacht habe.
Deutsches Theater, 2. April, Beginn 19.30 Uhr, Karten unter Tel: 089/55 234 444
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