Bobby McFerrin über Musik als Medizin

Bobby McFerrin über Musik und ihre heilende Kraft, die Überschreitung von Grenzen zwischen Pop und Klassik
Christoph Forsthoff |
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Nein, diesen einen Song mag Bobby McFerrin nicht mehr hören – und singen schon gar nicht. Es ist nicht wirklich amüsant, immer wieder auf dieses „Don’t worry, be happy“ reduziert zu werden, jenen Megahit, der ihn 1988 weltberühmt machte. Schließlich steckt in dem mittlerweile 64-jährigen US-Amerikaner viel mehr: eine einzigartige, über viereinhalb Oktaven reichende Stimme und ein Dirigent aus Leidenschaft, der alle Genregrenzen locker sprengt. Nun kommt er mit seinen „VOCAbuLariesS“ am 25. Mai nach München in die Philharmonie.

AZ: Mr. McFerrin, was bedeutet Singen für Sie?

BOBBY MCFERRIN: Singen ist für mich die beglückendste Erfahrung, die es gibt. Jedes Mal, wenn ich den Mund öffne und zu singen beginne, erfüllt mich dieses tiefe Glücksgefühl: Die Stimme wird zu einem lobpreisenden und ungemein dankbaren Instrument – und der Gesang bringt mir nicht nur ungeheure Freude, sondern erfüllt mein aufgewühltes Herz und ist Balsam für meine Seele.

In Deutschland heißt es: Wo man singt, lass dich ruhig nieder, denn böse Menschen kennen keine Lieder.

Auf jeden Fall! Menschen zum Singen zu bringen, das ist, als öffne man seinen Arzneimittelschrank und verabreiche ihnen die besten Medikamente, die es dort gibt. Menschen sollten unbedingt singen, denn das verleiht ihnen Kraft und Stärke für ihren Alltag, ja für ihr ganzes Leben. Und wenn „schlechte“ Menschen singen, dann machen sie dies, um zu einem besseren Menschen zu werden: Du singst dich quasi selbst frei – und das ist doch das Beste, was ein Mensch machen kann.

Ein optimistischer Ansatz – weiter gedacht hieße dies: Musik und Gesang können also die Welt verändern.

Sicherlich. Aber wie überall gilt auch hier: Schritt für Schritt. Erst einmal musst du bei dir selbst anfangen und dich verändern, damit es funktioniert – dann werden auch die Beziehungen zu anderen Menschen besser. Das ist wie mit einem Stein, den man in einen See wirft und der dann dort einen Ring nach dem anderen nach sich zieht.

Was denken Sie über diese gerade in Deutschland weit verbreitete Trennung von Klassik und Pop?

Nun, danach wäre Mozart zu seiner Zeit ein Pop-Musiker gewesen, denn er war damals ähnlich berühmt wie heute manche Rockstars. Solche Unterscheidungen mögen den Menschen helfen zu begreifen, was sie konsumieren und hören; doch ich selbst denke nicht in solchen Kategorien.

Sie trennen auch nicht zwischen Rap und Renaissance?

Mir kommt es viel mehr auf den Künstler an als auf die Musik, die gespielt wird: Wenn es sich um einen wirklich redlichen Künstler handelt und seine Musik von Herzen kommt, dann spricht sie zu mir – denn wenn jemand liebt, was er macht, berührt es andere auch.

Sie haben Ihren Mega-Hit „Don’t worry, be happy“ zwar vor über 20 Jahren aus Ihren Konzerten verbannt, trotzdem: Birgt diese Zeile die Motivation für Ihre Auftritte?

In der Tat möchte ich den Menschen ein Gefühl der Freude vermitteln, ihnen ein wenig Erleichterung verschaffen in den Mühen ihres Alltags, so gut ich das kann. Mein Leben ist Jesus gewidmet, und in einer Welt, die voll ist von Schwierigkeiten, Nöten und Aufregungen kann ich vielleicht mit der Musik den Menschen bei der Lösung ihrer Probleme ein wenig helfen: Denn die Musik ist eine heilende Kunst. Und das Beste, was wir machen können, ist anderen Freude und Liebe in ihr Leben zu bringen. Letztendlich ist dies der eigentliche Sinn von Musik.

Philharmonie, 25. Mai, 20 Uhr, Karten von 36 bis 80 Euro unter  Telefon 93 60 93. Wir verlosen Karten - Infos dazu in der gedruckten Wochenendausgabe der AZ

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