Bleischwer lastet das Schicksal
Verdis „Ernani“ mit Rundfunkorchester und BR-Chor im Prinzregententheater.
MÜNCHEN - Rache kann süß sein. Doch in Verdis „Ernani“ gibt’s nun wirklich nichts zu lachen. Das grausige Karma des Titelhelden lastet schwer über dem einigermaßen frühen OEuvre. Weshalb es in den ersten Jahrzehnten nach der Entstehung schon mal ohne den desaströsen vierten Akt auf die Bühne kam – eine glückliche Hochzeit ist am Ende angenehmer, als die Einlösung eines todbringenden Schwurs. Dafür liefert der Meister ein Zuckerl nach dem anderen, noch ganz in der Tradition des Belcanto verhaftet.
Das versuchen Dirigent Friedrich Haider und das Münchner Rundfunkorchester immer wieder auszukosten. Man geht die Sache locker, aber keineswegs zaghaft an, die Melodien entwickeln sich, beginnen in Schwung zu kommen, Verdi-Rambambam gehört natürlich dazu. Nur will das Solistenensemble so gar nicht zum jungen Verdi passen. War das Besetzungsbüro an der falschen Oper?
Das Gros der Sänger ist zu schwergewichtig unterwegs (Olga Romanko/Elvira – Ornament ist doch kein Verbrechen!, Mikolaj Zalasinski/Don Carlo – heftig forcierend). Mancher hat die besten Tage eh hinter sich, was sich nicht nur auf der Koloraturen-Achterbahn bitterlich bemerkbar macht. Und allzu oft endet selbst ein feinsinnig gefühlvoll angedachtes Duett in sattem Wettgeschrei. Die Einspringerei (Ernesto Grisales/Ernani – mit schmerzvollen Schluchzern, Martin Gyimesi/Don Riccardo – lyrischer Wohlklang) war da noch das geringste Problem. Doch zu allem Überfluss animierte diese phonstarke Tour de Force den eh schon schlagkräftigen BR-Chor, die Prinze-Wände erst recht wackeln zu lassen.
Kein Wunder also, dass mit István Kovács, dem höllisch bösen Onkel Silva, dann auch stimmlich das ganz Dunkle triumphierte.
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