Black Crowes und Blackberry Smoke: Hier Georgia
Erfolg verbindet, auch nach dreißig Jahren: Deshalb trommelten die chronisch zerstrittenen Brüder Chris und Rich Robinson 2020 nochmal ihre Black Crowes zusammen, um das Jubiläum ihres millionenfach verkauften Debütalbums "Shake Your Money Maker" mit einer großen Welttournee zu feiern.
Black Crowes: Auftritt in München entfällt ersatzlos
Doch dann kam die Pandemie: Für vier Deutschlandkonzerte sind Nachholkonzerte in diesem Herbst geplant, aber der Auftritt in München musste ersatzlos gestrichen werden.
Was in jedem Fall bleibt, ist die leicht zeitverzögerte Jubiläumsedition dieses Albums von 1990. Das klang damals völlig anders als der Rock-Mainstream: nämlich zwanzig Jahre älter. Es ließ den Sound der Faces, der Frühe-Siebziger-Stones und des Southern Rock wieder aufleben. "Twice As Hard" und "Jealous Again" rockten so kerzengerade wie effektiv, die Cover-Version des Otis-Redding-Songs "Hard To Handle" war ebenfalls toll.
Die neu aufgelegte Version enthält in der Doppel-CD-Version zusätzlich einige passable Rocknummern, die zuvor unveröffentlicht waren, alternative Versionen bekannter Songs und eine so rockige wie entbehrliche Version von John Lennons Ballade "Jealous Guy". All das zeigt vor allem: Die Höhe ihrer Kunst sollten die Black Crowes erst mit den nächsten beiden Alben erreichen, mit "The Southern Harmony And Musical Companion" (1992) und ihrem Meisterwerk "Amorica" (1994).
Blackberry Smoke: Opener ist eine einzige Verbeugung vor den Black Crowes
Auf deren erweiterte Neuauflagen können sich die Fans wohl jetzt schon freuen. Oder sie verkürzen sich die Wartezeit mit einer anderen Band: Blackberry Smoke. Diese stammt wie die Black Crowes aus Georgia, was Sänger Charlie Starr im Titelsong des neuen Albums "You Hear Georgia" besingt - und die Band klingt teilweise quasi identisch wie die berühmteren Landsleute.
Die Gitarrenriffs, der rauchige Gesang, der kernige Sound: Der Opener "Live It Down" wirkt wie eine einzige Verbeugung vor den Black Crowes - oder wie eine Kopie, je nachdem, wie gut man es mit Blackberry Smoke meint. Dasselbe gilt für den Titelsong oder "All Rise Again". Und "Hey Delilah" klingt, als ob die Black Crowes einen Little Feat-Song kopieren.
Schnörkelloser Sound des Grammy-prämierten Produzenten Dave Cobb
Wirklich anders als ihre Vorgänger klingen Blackberry Smoke nur bei den eingestreuten Country-Songs wie "Lonesome For A Livin'" - aber auch hier halten sie sich streng an Genre-Konventionen. Originalität ist wahrlich nicht der Anspruch dieser Band, Musikalität schon: Zwar sticht keiner der Songs heraus, doch alle sind höchst kompetent gespielt. Und am schnörkellosen Sound des Grammy-prämierten Produzenten Dave Cobb gibt es auch nichts zu mäkeln.
Bleibt die Frage nach dem Bandnamen: Verbeugen sich "Blackberry Smoke" schon auf diese Weise vor den Black Crowes, die auch noch einen Song namens "Blackberry" im Repertoire haben? Alles ist noch enger verknüpft: Den Namen hat Chris Robinson höchstpersönlich vorgeschlagen. Er ist nämlich nicht nur Sänger des Originals, sondern auch Kumpel der Nachzügler.
Black Crowes: "Shake Your Money Maker" (30th Anniversary) (in Versionen mit 2CDs, 3CDs oder 4 LPs, bei Universal) - Blackberry Smoke: "You Hear Georgia" (CD oder Doppel-LP, bei Thirty Tigers/Membran), Blackberry Smoke spielt am 8. Februar 2022 im Backstage
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