Black Country Communion: Wo noch wilde Kerle wohnen
„Afterglow“ – zum dritten Mal feiern Black Country Communion die ehrlichen Freude einer hart rockenden Männerwelt.
Wahrscheinlich hat ihn irgendein Gleichstellungsbeauftragten auf dem Gewissen. Den Rock, den sie nicht ohne Grund Cock Rock tauften. Bevölkert von hemmungslos, machistisch-phallischen Posern der 70er, die von Led Zeppelin bis Black Sabbath doch alle auf ihre Weise mustergültige Propheten des Rockgottes waren. Wahrscheinlich hat derselbe Gleichstellungsbeauftragte Jahre nachdem die Herrscher entmannt waren, eine Quotenregelung zu ihrem Schutz eingeführt. Wahrscheinlich darf es deswegen heute Black Country Communion geben.
Eine generationenübergreidende Band, die mit Glenn Hughes einen echten Überlebenden besitzt. Und mit Joe Bonamassa an der Gitarre, Jason Bonham am Schlagzeug und Keyboarder Derek Sherinan genügend Motorleistung hat, um den Rest der Epigonen abzuhängen.
„Afterglow“ ist ihr drittes Album – und, auch verglichen mit den Vorgängern, ist hier der Drehzahlmesser fast durchwegs in einem Bereich kurz vor Motorschaden. Hughes ist aber auch wahrhaft ein Pathetiker, der es liebt, wenn seiner Kehle der gockelnde Schrei entsteigt. Der Titelsong nimmt sich da im Sound als einziger etwas zurück, erinnert in der Geste seiner dezenten Entrücktheit leicht an Zeppelins „No Quarter“.
Die Orgel ist nicht nur vom Rock bedröhnt
Auf der anderen Seite der Skala steht „Confessor“ ein stramm durchregierender Rocksong von diktatorischer Direktheit. Wie durch den Gully rumort das Joe-Bonamassa-Gitarrensolo in „This Is Your Time“ daher, bis es in einer klaren Druckfontäne an die Luft schießt. Die Orgel, am Ende von Midnight Sun, dudelt weiter vor sich hin, als wäre sie nicht nur vom Rock bedröhnt. Es sind gerade inmitten all der Wuchtigkeit, die einem auch mal anachronistisch vorkommen kann, die kleinen Einfälle, die den Nummern Charakter geben.
Black Country Communion: „Afterglow“ (Mascot)
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