Beyoncé in München: Königin der Lüfte

Beyoncé zählt zum exklusiven Kreis der angesagten weiblichen Superstars, der trotz horrender Eintrittspreise lässig die Olympiahalle füllt - ob zu recht, lesen Sie hier.
von  Florian Koch

München - Königin der Lüfte Sie kleidet sich nicht so extravagant wie Lady Gaga, tanzt nicht so lasziv wie Shakira und säuselt auch nicht so sexy wie Rihanna. Und dennoch zählt Beyoncé zum exklusiven Kreis der angesagten weiblichen Superstars, der trotz horrender Eintrittspreise lässig die Olympiahalle füllt.

Gespannt durfte man also sein, was sich die R&B- und Soul-Sängerin für ihre groß ankündigte „Mrs. Carter Show“ so alles einfallen lassen würde. Per Videoclip legte die 31-Jährige bereits das Thema der ersten Konzerthälfte fest. Beyoncé als Königin, in opulenter Bling-Bling-Korsage und gebieterischer Haltung.

Zum funkensprühenden „Run the World (Girls)“-Auftakt passte die Pose und die Besetzung der rein weiblichen Band, die sich zumeist auf zwei LED-Sockeln im Hintergrund versteckte. Unglücklicherweise verinnerlichte Beyoncé die repräsentative Herrscher-Rolle so stark, dass man sie während des rund zweistündigen Abends fast mehr auf Videos als live bewundern durfte.

Denn spätestens nach drei Songs sah sich Mrs. Carter gezwungen, in den Kleiderschrank zu greifen, während Ballerinas oder zwei männliche, aber feminin wirkende, ultrabewegliche Pantomime-Tänzer die Umzieh-Video-Zwischenpausen füllten.

Anfangs fielen diese Brüche kaum auf, da bereits der arg übersteuerte Turbinen-Sound und kuschlig-austauschbare R’n’B-Füllsongs die großartige Stimmung störten. Aber die kurvenreiche, ständig ihre wallende Mähne schüttelnde Ehefrau von Rap-Mogul Jay-Z bekam noch einmal die (Stimmungs-)Kurve, genauso wie ihre zu Beginn dürftig-sterile und trotz gelegentlichem Mini-Feuerwerk unspektakuläre Aerobic-Tanz-Show.

Das fing bereits mit der fetzig funkigen Nummer „Why Don’t You Love Me“ an, bei der endlich auch die Bläser und Backgroundsängerinnen zu hören waren und steigerte sich zur stimmgewaltigen sexy Piano-Räkelei („1 + 1“). Höhepunkt der Hollywood-Dramaturgie war der Moment, als Beyoncé im blauen Glitzerkleid doch tatsächlich auf Pink machte und sich vor ihrem Superhit „Irreplaceable“ per Seilzug über den Köpfen des begeisterten Publikums auf eine Nebenbühne mit eingeschlossenen VIP-Fans ziehen ließ.

Die durften dann auch fleißig mitsingen, bis eine sichtlich bewegte Beyoncé zur Hauptbühne zurücksurrte, um noch einmal alle „Single Ladies“ „Crazy In Love“ zu machen. Dass Beyoncés eigentliche Stärke ihre ungemein voluminöse, selten ins Schreien abdriftende Orkan-Stimme und nicht das Hüftenkreisen oder die geschäftstüchtige Selbstvermarktung ist, bewies ihre leider viel zu überstürzt in „Halo“ überleitende Zugabe von „I Will Always Love You“, die fast die Zerbrechlichkeit der großen Whitney Houston erreichte.

 

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