Best-Of-Album in neuem Gewand

Entwarnung: Das neue Album der NWOBHM-Ikonen Saxon hat mit akustischem Unplugged-Geklampfe ungefähr soviel zu tun, wie Frontmann Biff Byford mit Heino.
von  (mih/spot)

London - Gerade nochmal gut gegangen. "Die Schönheit der Musik liegt nicht nur in der Wildheit und dem wütenden Biest", haben sich Saxon laut Pressemitteilung gedacht und erstmals in ihrer Karriere ein Unplugged-Album eingeklopft. Wenn Heavy-Metal-Bands ihre größten Klassiker neu auflegen und dabei größtenteils auf orchestrale Unterstützung setzen, ist Vorsicht geboten. Zu oft schon wurden die Akustik- und Orchesterversionen von Bandklassikern zu einer pompös peinlichen Balladen-Sülze verwurstet. "Unplugged And Strung Up" kann man dagegen durchaus als positives Beispiel für solche Experimente zitieren.

"Unplugged and Strung Up" erscheint am 22. November. Bestellen Sie das Album hier vor

Das liegt zunächst mal daran, dass Saxon kein klassisches Akustik-/Orchester-Album aufgenommen haben, sondern die 14 Songs größtenteils immer noch genug Energie und Wumms haben, um angemessen mit dem Kopf zu wackeln. Der krachende Opener "Stallions Of The Highway" zum Beispiel rumpelt in einwandfreier Saxon-Manier aus den Boxen. Gleiches gilt für "Forever Free" und "Just Let Me Rock", die weder stromlos noch orchestral daherkommen, sondern einfach neu eingespielt wurden. Den Klassikern "The Eagle Has Landed" oder "Crusader" spendieren Biff Byford und seine Mannen einige Streicher, was den Ohren durchaus schmeichelt.

Der Akustik-Part, also das, was man als Hörer von vornherein unter "unplugged" erwartet hat, nimmt erst ab "Frozen Rainbow" an elfter Stelle seinen Lauf. Rockröhre Byford untermalt darin mit viel Gefühl seine stimmlichen Qualitäten, die ohnehin nie zur Diskussion standen. Mit "Iron Wheels" gesellt sich noch eine Live-Aufnahme auf den Silberling, ehe "Requiem" und das als Country-Song vorgetragene "Coming Home" das Album unspektakulär ausklingen lassen.

Einerseits ist es erfreulich, dass die Engländer nicht der Versuchung erlegen sind, ihren Legendenstatus durch langweiliges Akustik-Genudel oder albernen Bombast-Metal zu untergraben. Das "Saxon-Gütesiegel" hat die Platte jedenfalls verdient. Andererseits ist der Album-Titel irreführend, denn im Grunde handelt es sich bei "Unplugged And Strung Up" um ein Best Of mit einigen hörenswerten Variationen. Für Fans sicherlich eine nette Möglichkeit, die Wartezeit auf ein neues Studioalbum zu verkürzen.

Wer nicht mehr so lange auf die volle Dröhnung warten möchte, kann die Heroen des New Wave of British Heavy Metal außerdem im Februar und März live bestaunen. Dann treten Saxon im Vorprogramm von Motörhead auf.

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