BAP in München: Kritik zum Konzert im Circus Krone

München - Kaum zu glauben, wie viele Menschen es in München gibt, die auf kölsch ganze Lieder auswendig mitsingen können. Entweder sie sind besonders sprachbegabt, oder sie haben einen kölschen Migrationshintergrund. Oder aber sie sind Fans der Kölschrock-Band BAP, die jetzt nun schon seit den Siebzigern zu einer der erfolgreichsten Gruppen Deutschland zählt. Und das natürlich nicht ohne Grund. Wie man gerade wieder beim BAP-Gastspiel im Circus Krone, zwei Tage ausverkauft, feststellen konnte.
Für BAP-Gründer und -Frontmann Wolfgang Niedecken, so sagt er gleich zur Begrüßung, ist der Circus Krone "heiliger Boden". Hier haben vor Urzeiten die Beatles und die Rolling Stones gespielt, als er als kleiner Junge vor dem Fernseher saß und fasziniert die Bilder von der BRAVO-Beatles-Blitztournee verschlang. "Und heute stehe ich selber hier. Vielleicht sogar genau an der Stelle, an der einst John Lennon stand."
BAP: Songs ganz ohne Trallala
Und heute ist er selbst ein Star, und zwar einer von der nachhaltigen und ernst zu nehmenden Sorte. Seine Songs sind kein Trallala, sie haben alle Aussage und Niveau. Auch die vom neuen Werk, dem Familienalbum "Reinrassje Strooßeköter". Die Basis dafür sind mehrere alte Fotoalben und auch eine Margarineschachtel mit losen Bildern drin, die er sich immer wieder zu Herzen nimmt. "Ich bin der Achivar unserer Familie. Denn alle wissen, dass ich der Meinung bin, dass man solche Schätze nicht entsorgen kann. Man darf seine Vorfahren und Ahnen nicht so einfach mal wegschmeißen!" Genau so wenig wie den alten "Chippendale Desch", der im Haus seiner Kindheit und Jugend der Dreh- und Angelpunkt allen Familiengeschehens war.
Weil er als Kölner auch zu seiner romantischen und manchmal auch kitschigen Liebe zu seiner Heimatstadt steht, hat er ihr ein Liebeslied geschrieben. Eins, das er den "Dausende vun Liebeslieder", die es über Köln schon gibt, stolz hinzufügen kann. "Hauptsache, es wird geliebt in diesen Zeiten voller Hass!"
Prominente Unterstützung im Circus Krone
Und das auch über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg. Und so geben sich Werner Schmidbauer und Martin Kälberer, später auch noch Hannes Ringlstetter, ein Stelldichein auf der Bühne. Die ersten beiden mit einem faszinierenden Lied zum Thema Flüchtlinge; Ringlstetter dann mit Niedecken zusammen mit einem Song von Bob Dylan.
Dass für die Fans allerdings die BAP-Gassenhauer eine besondere Bedeutung haben, liegt auf der Hand: "Waschsaloon", "Frau, ich freu mich", "Nemm mich met", "Kristallnaach" und natürlich "Verdamp lang her", das liegt auf der Hand. Und ganz zum Schluss dann "Jraaduss", ein Abschiedsgruß mit dem Hinweis, bitte so zu bleiben wie bisher, nämlich geradeaus, ehrlich und aufrichtig. Danke gleichfalls!
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