Bachs Brandenburgische Konzerte

Concerto Köln spielt im Prinzregententheater sämtliche Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach
von  Michael Bastian Weiß
Das Originalklangensemble Concerto Köln
Das Originalklangensemble Concerto Köln © Harald Hoffmann
Concerto Köln spielt im Prinzregententheater sämtliche Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach
 
MÜNCHEN - Ihre Spielfreude merkt man den Musikern des Concerto Köln immer an, das muss man ihnen lassen. Da gibt es für einen besonders energisch angepackten Lauf des Streicherkollegen schon einmal ein anerkennendes Lächeln. Doch Begeisterung reicht bei Johann Sebastian Bach nicht aus. Gerade bei den sogenannten Brandenburgischen Konzerten ist eine Stimmenfülle des Orchestersatzes erreicht, die ohne Dirigent schwer zu durchdringen und zu ordnen ist. Dies ist wohl auch der Grund dafür, dass diese so höchstbedeutende Sammlung so selten im Konzert zu hören ist. Für dieses Segment des Bach´schen Oeuvres hat sich bis heute nicht viel getan.
 
Mayumi Hirasaki ist eine fähige Konzertmeisterin, doch das Wechselspiel von Solo und Tutti, das für diese Werke wesentlich ist, vermag sie nicht wirkungsvoll zu inszenieren. Schon im Konzert Nr. 1 F-Dur schießen im Prinzregententheater die Stimmen wie Kraut und Rüben zusammen. Die Grundidee, dass Individuen oder kleine Gruppen mit dem Kollektiv wettstreiten, teilt sich nicht mit, alle spielen mehr oder weniger auf gleicher Ebene. Ein besonders eklatantes Beispiel passiert im Konzert Nr. 2 F-Dur, dem mit der Solotrompete, wenn im Andante die Oboe expressive Verzierungen anbringt, die Flöte jedoch darauf gar nicht reagiert.

Schneidiges Tempo

Vom Concerto Köln, das nur fallweise mit Dirigent arbeitet, hätte man mehr selbstständiges Aufeinanderhören erwarten können. Dies wäre auch eine Form echter Spontaneität gewesen, die mit dem hier begegnenden, ziemlich gedankenlosen, bisweilen chaotischen Drauflosmusizieren nicht gegeben ist. Nicht nur einmal werden Phrasen nicht gemeinsam abgeschlossen, im Konzert Nr. 6 B-Dur gibt es Intonationsprobleme, im Finale des Konzertes Nr. 5 D-Dur, dem mit dem Solo-Cembalo, stürzt sich das Orchester in ein viel zu schneidiges Tempo, das von Gerald Hambitzer dann korrigiert werden muss – soetwas sollte eigentlich nicht passieren.
 
Die Konzertmeisterin geht nicht immer mit gutem Beispiel voran, im Konzert Nr. 3 G-Dur, wiederum im Finale, kommen regelmäßig die Schlussfiguren der Solovioline abhanden, im Konzert Nr. 4 G-Dur, dem mit den Blockflöten, übertreibt sie manche Passage bis in die Groteske. Selbst solche Spezialisten wie die Musiker von Concerto Köln sollten auf die Möglichkeiten und nicht zuletzt auch die Grenzen ihrer Instrumente achten.
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