AZ-Kritik zu Kings of Leon in München in der Olympiahalle: Überhaupt nix is' on fire
Ein knallroter Theatervorhang. Davor ein paar Mikroständer. Riesige Videowürfel, auf deren Bildschirmen ein Herz pocht. Wie eine Ouvertüre wabbern die ersten Töne von „Over“ hinter dem Vorhang hervor. Dann fällt er – und Kings of Leon setzen an, zu einem ihrer vorhersehbaren Arena-Rock-Konzert in der Olympiahalle.
Es ist knapp zehn Jahre her, dass sich die Nashville-Rocker mit ihrem Album „Only by the Night“ in den Olymp des Musikbusiness katapultierten. Dazwischen kamen die Followill Brüder etwas ins Straucheln. Ruhm, vollgepackte Welttourneen und interne Querelen drängten die Jungs ans Limit. Mittlerweile scheint die Drei-Brüder-Kombo inklusive Cousin zumindest musikalisch wieder auf ihren Weg zurückgefunden zu haben.
Mit ihrem aktuellen Album „Walls“ liefern Kings of Leon eine Stange an Hits, die den Fan nicht aus den Socken haut. Er kriegt Altbewährtes: Durchdringende Gitarre, schnelles Schlagzeug und Refrains, die auf jedem Festival und Stadionkonzert herrlich mitzujaulen sind. Mitgejault wird in München allerdings nur zu Altbewährtem. Lediglich bei „Sex is on fire“ oder „Use somebody“ könnte man von Momenten des Ausflippens sprechen. Der ein oder andere Fan dürfte sich über die Stimmung in der nicht ausverkauften Halle gedacht haben: Nix is’ on fire. So etwas wie Spaß in den Gesichtern der Musiker sucht man an diesem Abend vergeblich.
Ob Frontman Caleb Followill nun gerade Spaß hat oder nicht: Singen kann der Kerl. Nach einem Mix zum Mitwippen aus Altem und Neuem („The Buket“, „Mary“ „Eyes on You“, „Manhatten“), schließt sich der Vorhang und der Sänger, nur mit Klampfe in der Hand, beweist mit der Singer-Songwriter-Nummer „The Runner“ warum seine Stimme ein Unikat ist. Angetrieben von der Gitarre seines Cousins Matthew, dem Bass von Bruder Jared und dem Schlagzeug des zweiten Bruders Nathan kratzt sich der jaulig-raue Gesang den Abend über in die Gehörgänge der Fans. Das funktioniert auch ohne Gaudi auf der Bühne.
Mehr Liebe zum Detail brachten die Bühnenbauer mit. Würfelförmige, rauf- und runterfahrende LED-Bildschirme, die die wildest Mixtur aus Visuals um die Band laufen lassen, fassen die Bühne ein. Stehlichter im 70s-Style, Glühbirnen und eine orchestrierte Laser-Blitzer-Show bespielen liebevoll den optischen Sinn der Besucher.
Weniger Liebe ist dann wieder beim Abgang der Band im Spiel. Die letzten Töne von „Waste a moment“ verklingen. Caleb Followill überwindet sich, ein „Thank You“ ins Mikro zu nuscheln – seiner Laune nach zu urteilen hätte er wohl lieber „Endlich“ gesagt – und aus ist’s.
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