Aufmüpfig und ziemlich wild
Fazil Say beginnt seinen Mozart-Sonaten-Zyklus und spielt als würde er eben mal improvisieren
Er singt mit, und hat eine Hand gerade Pause, malt sie verzückte Kringel in die Luft. Wenn Fazil Say Klaviersonaten von Mozart spielt, dann erinnert seine energische Leidenschaftlichkeit daran, wie Milos Formans Film „Amadeus“ den Komponisten charakterisierte – als ein aufmüpfiges, wildes Genie. Für knappe zwei Stunden durften die Zuhörer im Prinzregententheater glauben, dass es so oder wenigstens so ähnlich gewesen sein mag, wenn der Salzburger Meister selbst in die Tasten griff.
Fazil Say holte die Rokoko-Pointen in die Realität zurück, kompromisslos, mit Witz, Mut zum Risiko und drastischer rhythmischer Konsequenz. In dieser und der nächsten Saison will er in München sämtliche Mozart-Sonaten musizieren. Die Eindrücke des ersten Konzerts irritierten zunächst, bald aber überzeugte die Hartnäckigkeit der musikalischen Argumente – wohl auch jene, die es hier gerne etwas braver, eleganter und verbindlicher gehabt hätten.
Das deftig heitere Kontretanz-Finale in KV 330, der Adagio-Zauber in KV 570, die spröde Menuett-Heiterkeit in KV 282 – für alle Zwischentöne hatte Fazil Say nicht nur offene Ohren, er präsentierte sie gleichsam nachschöpferisch, als würde er improvisieren: Sein Mozart ist nicht aus dem Museum. Er ist hautnah empfunden, aktuell, spannend, auch extrovertiert. Die nächsten Konzerte sollten für jeden Fan Pflicht sein.
Am 25. Mai spielt Fazil Say die Sonaten KV 331, 533, 457, 333 (Prinzregententheater, 20 Uhr)