Attwengers Kaleidoskop-Punk

Das österreichische Volksmusikduo Attwenger hat mal eben das Live-Album neu erfunden und spielt am 19. April in München
Christian Jooß |
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Das österreichische Volksmusikduo Attwenger hat mal eben das Live-Album neu erfunden und spielt am 19. April in München.

Livekonzert und Album haben kein spannungsfreies Verhältnis. Während das Konzert als vergänglicher Moment in der Verklärung des Verblassenden Größe gewinnt, ist das Album eine Konserve mit absolutistischem Anspruch. „Clubs“ heißt das neue Attwenger-Album, eine 36 Tracks umfassende Compilation ihrer Tourtätigkeit.

Dieses Werk ist anders als andere Live-Platten, sieht man einmal von Frank Zappas Studiobearbeitungen seiner Konzertspuren ab. „Clubs“ ist ein Hörtrip aus Splittern, gemischt und geschnitten mit der evidenten Logik des Wahnsinns.

"Mogst“ wird aufgemixt mit knallharten Blaskapellensamples, „Hänger“ ist bösester Underground-Dancefloor mit Synthie-Beat. Und im Proberaum des Wiener Cafe Toni wird die Quetschn zum psychedelischen Erlebnis. Der gitarristische Django-Rheinhardt-Erbe Harri Stoijka zappelt durch den „stojikaswing“. Jubel. „Oho, des gfoid de Leid!“ finden Attwenger.

Diatonische Harmonika über den Verzerrer und Schlagzeug. Das Duo Hans Peter Falkner und Markus Binder ist seit Ende der 80er punkreduziert bis auf die Knochen. Als tönendes Zeugnis hört man den Journalist Ronnie Kershnan, wie er nach einem Konzert der Band in Kuala Lumpur seine Gedanken zur Verbesserung und vor allem Vergrößerung der Gruppe ausbreitet.

"Good pop music is always very simple"

„Good pop music is always very simple. And everything’s in the right place“, spricht dagegen Fred Frith und pustet Attwenger mit Countryrock-Gitarrenlicks auf eine andere Ebene. Denn dieser Sound hat Amerika im Herzen.

„Clubs“ ist Werkschau, Doku, Kommentar, Groove-Gedanken-Kaleidoskop und lässig Wurf, der mit einem Heben der Augenbraue zeigt, dass man jeden Tag neu dastehen kann, würde man gerade wollen. Und im Linzer Lokalradio hört man, wie der Regionalfußballer Daniel Attwenger gerade ein Tor schießt.

Die beiliegende DVD ist nicht die lästig lieblose Bildbeilage sondern ein Wunderwerk der anarchischen Kunst, „gefilmt mit Mobiltelefon“, wie das Booklet verspricht. Auch wenn sich Attwenger im zweiten Werk „ameriga“ stark dem touristischen Blick ausliefern, der einen eben befällt, wenn man zum South by Southwest-Festival in Texas eingeladen wird, ist der 60-Minüter „fluxgigs“ rundum gelungen. Die zwei Attwenger und ihr magisch mitsingender Mischpultmann treiben sodernd über Straßen, und es finden Bilder zu Sounds, die so nur kombiniert, wer bereit ist, dem merkwürdigen Leben zu begegnen.

Attwenger: „Clubs“ (Trikont) 19. April, 21 Uhr, Milla Club, Holzstraße 28, 15 Euro im VVK

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