Anne-Sophie Mutter spielt John Williams

Dass ein Traum wahr werden würde, war noch das Geringste der Superlative. Von „Abba bis Zappa“ habe er alle Künstler gehabt, schwärmte der Groß-Impresario Peter Schwenkow. Nur eines fehle in seiner Sammlung: Ein Open-Air-Konzert mit Anne-Sophie Mutter. Immer wieder habe er sie vergeblich zu den Berliner Philharmonikern auf die Berliner Waldbühne locken wollen. Und nun, da es in München klappe, würde das Gefühle bei ihm auslösen wie beim Fall der Mauer.
Die Angesprochene lächelte zu derlei Schmeichelei bei dieser Mutter aller Pressekonferenzen huldvollst in die im Bayerischen Hof versammelte Runde. In einem Jahr, am 14. September spielt Anne-Sophie Mutter mit dem Royal Philharmonic Orchestra auf dem Königsplatz. Nicht Beethoven, Brahms oder Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, sondern unter dem Motto „Across The Stars“ eigens für Geige arrangierte Filmmusik von John Williams.
Die Königin der Geige
Es ist das erste große Freiluftkonzert der ernstesten aller Klassik-Künstlerinnen. Passt das wirklich zu ihrem Image als Hohepriesterin der Geige? Anne-Sophie Mutter betont. dass sie ihr Kernrepertoire wohl kaum verstärkt spielen würde. Die sehr dicht instrumentierte Filmmusik würde für Räume mit Sound-Design komponiert. Da seien Lautsprecher vertretbar. Auf dem Königsplatz werde ihr Tonmeister von der Deutschen Grammophon für den optimalen Klang sorgen.
Die badischen Rheinfelden geborene Geigerin sieht Williams in einer Reihe mit Erich Wolfgang Korngold und Miklos Rósza. Beide schrieben Violinkonzerte für Jascha Heifetz und arbeiteten als klassisch ausgebildete Komponisten für Hollywood. Anne-Sophie Mutter hört die Musik von John Williams zum ersten Mal 1978 in einem Kino im Schwarzwald. Dort sah sie ersten Film der „Star Wars“-Serie. Seitdem liebt sie seine Melodien, und ihre Tochter hat Williams sogar einmal als Lieblingskomponisten in ein Poesiealbum eingetragen. Die beiden Söhne waren ebenfalls sehr beeindruckt, als die den Amerikaner beim Tanglewood-Festival des Boston Symphony Orchestra kennenlernen durften.
Williams, der auch sinfonische Werke und Konzerte schreibt, hat für die Geigerin das Stück „Markings“ komponiert. Es wird demnächst in Berlin zu hören sein. Im Frühjahr erscheint – sozusagen als Generalprobe für den Auftritt am Königsplatz – eine CD mit Teilen des Freiluftprogramms zwischen Antikensammlung, Propyläen und Glyptothek.
Der Bogen als Lichtschwert
Für das Plakat des Konzerts hat die Geigerin eine ihrer Carbon-Bögen grün anmalen lassen, damit der wie das Lichtschwert von Luke Skywalker aussieht. Natürlich gibt es am Königsplatz auch Musik aus dem Sternenepos, obwohl der Heroismus dieser Musik der Geige weniger liegt. Daneben gibt es Melodien als „Harry Potter“, „Schindlers Liste“, „Dracula“, „Die Geisha“ und „München“. Weil noch nicht alle Arrangements fertig sind, wird das genaue Programm erst später bekannt gegeben.
Den für ein sommerliches Open-Air eher späte Jahreszeit erklärte Schwenkow mit der Schwierigkeit, alle Beteiligten zusammenzubringen. Dazu gehört auch der Dirigent David Newman, der bei Aufnahmen zu „Star Wars“ in Los Angeles als Geiger mitwirkte und die Musik zu 100 Filmen komponiert hat. Williams, der im November die Wiener Philharmoniker im Goldenen Saal des Musikvereins dirigiert, wird am Königsplatz nicht erwartet, weil er laut Schwenkow ungern reist. Aber Wunder seien nie ausgeschlossen.
Mehr innere Wärmung wagen
Der Groß-Impresario versprach der „Königin der Geige“ bei ihrem ersten großen Freiluftkonzert einen königlichen Service. Falls graue Regenwolken die Sterne über dem Königsplatz verdecken, kann ein nahezu unsichtbarer Gazevorhang vor der Bühne aufgezogen werden, damit die Instrumente keinen Schaden nehmen.
Den rund 16 000 erwarteten Zuhörern empfahl Schwenkow im Falle eines zu dieser Jahreszeit nie auszuschließenden Herbsteinbruchs stärkeren Applaus zur inneren Wärmung. Was durchaus eine Lösung sein kann, wenn es in einem Jahr nicht doch wieder 27 Grad warm wird – wie an diesem Wochenende.
„Across The Stars“, Königsplatz, 14. September 2019, 19.30 Uhr. Karten von 61 bis 211 Euro derzeit bei Eventim, ab 18. September auch bei Münchenticket