Alin Coen Band: Herzen außer Takt

Die Alin Coen Band präsentiert ihren ambitionierten Pop im Freiheiz. Einen Vorgeschmack bietet ihre neue Live-CD.
Dominik Petzold |
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Gruppenbild mit Dame: Fabian Stevens, Jan Frisch, Alin Coen und Philipp Martin.
Tristan Vostry Gruppenbild mit Dame: Fabian Stevens, Jan Frisch, Alin Coen und Philipp Martin.

München - Ein Mann und eine Frau – kann es eine kompliziertere Konstellation geben? Die Lieder der Alin Coen Band suggerieren ein klares Nein. Auf ihrer gerade erschienenen CD "Alles was ich hab – live" klappt’s einfach nicht mit den Beziehungen: "Einer will immer mehr" singt Coen in dem gleichnamigen Lied, in dem der Frau die Liebe des Mannes zu viel wird, sie in Bedrängnis bringt. Ein Lied später ist’s anderes rum: In "Hol mich ein" rumpelt das Herz des anderen noch, während sie sich ihrer Zuneigung schon sicher ist.

Zwei Herzen, die einfach nicht synchron schlagen wollen: Davon singt Alin Coen in fast allen Songs. Die 1982 in Hamburg geborene Sängerin ist die Tochter einer Deutschen und eines Mexikaners. Nach Reisen durch alle Welt landete sie zum Umwelttechnik-Studium in Weimar, und dort gründete sie ein Quartett mit Gitarrist Jan Frisch, Bassist Philipp Martin und Schlagzeuger Fabian Stevens.

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Die sind allesamt sehr kompetente Musiker, sie begleiten Alin Coen mit ambitionierten Rhythmusteppichen samt allerlei Verschiebungen sowie dezenten, transparenten, klaren Sounds: hier ein sphärischer Akkord, dort eine zarte, leicht verhallte Gitarrenlinie. Und Coens schöne, sehr kontrollierte Stimme schwebt immer darüber, selbst wenn sie wie bei "Wolken" gerade mal flüstert.

Bei den besten Songs bricht die Band aus dem üblichen Muster aus

Die Grundstimmung dieser Songs ist Moll, das Tempo getragen – doch bei den interessantesten Songs bricht die Band aus dem Muster aus: bei "Disconnected" etwa, einem der englischsprachigen Songs, bei dem komplizierte Gitarrenlinien von einem Trip-Hop-Beat vorangetrieben werden. Oder dem beschwingten "Ich war hier", bei dem sich Basslinie und Melodie aufs Schönste aufeinander beziehen.

Der ergreifendste Song dieses Beziehungsreigens handelt ausgerechnet nicht von Mann und Frau, sondern von Mutter und Kind: In "Andere Hände" entschuldigt sich die Erzählerin bei ihrem neugeborenen Baby, das sie zur Adoption freigibt: "Ich reiche dich weiter, weil ich selbst an mir scheiter’", singt sie. "Wünsch dir ein besseres Leben, ich kann’s dir nicht geben."

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Das ist so schwer zu verdauen, dass sich Alin Coen prompt ans Live-Publikum wendet: "Das nächste Stück ist mindestens zwei Froh-Grade fröhlicher", sagt sie. Und fügt lachend an: "Auf einer Skala von eins bis tausend."


Alin Coen Band, "Alles was ich hab - live", erschienen beim Label Pflanz einen Baum. Live spielt die Band am 4. Oktober im Freiheiz, Karten unter Tel. 01806/570070.

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