Kritik

Alicia Keys in München: Ein Raum ohne Zwischentöne

Alicia Keys hat in der gut gefüllten Olympiahalle nicht nur mit der mangelhaften Akustik zu kämpfen.
Florian Koch |
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Die amerikanische Sängerin Alicia Keys in der Münchner Olympiahalle.
Die amerikanische Sängerin Alicia Keys in der Münchner Olympiahalle. © Jens Niering

Die Halle bebt, Handylichter blitzen. Frenetische Fans, die ein tausendstimmiges "In New York" anstimmen. Eine beseelte Alicia Keys, die unter Ovationen in Richtung Hauptbühne schreitet. Der projizierten Silhouette der US-Metropole, ihrer Geburtsstadt, entgegen. Unterbrochen nur von Jay-Zs majestätischen Rapeinlagen, die vom Band kommen, aber so wuchtig aufbranden, als wäre er, der Superstar, extra für diesen einen Abend nach München eingeflogen.

Wirklich mitreißend war das Konzert nicht

"Empire State of Mind", diese gewaltige Ode an die Stadt, die niemals schläft, sie kann Menschen abholen, einstimmen, bewegen. Und sie tut es auch diesmal, in der gut gefüllten Olympiahalle. Aber sie ist an diesem Abend eben kein Türöffner für ein mitreißendes Konzert, sondern mehr eine Erinnerung daran, zu was Alicia Keys, diese hochbegabte Soulsängerin, alles fähig ist.

Eine Stunde zuvor hat die 15-fache Grammy-Gewinnerin bereits die Bühne geentert, mit einem Auftritt, der ein bisschen so wirkt wie die Animation zu ihrem ersten Song "Nat King Cole". Eine Reise zu den Sternen, rasant, bombastisch, perfekt getrickst, aber auch steril, distanziert, nicht von dieser Welt.

Im eleganten schwarzen Kleid tritt Keys nach langer Abstinenz, satte neun Jahre waren es in München, ihrem bunt gemischten Publikum gegenüber. Mit einigen neuen Songs im Gepäck, die live nicht recht zünden wollen, auch wenn sie mal das Reggae-Fach streifen ("Wasted Energy") oder ganz abdriften ins Elektronisch-Verschraubte ("Time Machine").

Von der Bühne auf ein Podest in der Mitte der Menge

Hier tobt sich Alicia Keys, diese versierte Pianistin, auch mal an einem anderen Instrument, dem Moog-Synthesizer, aus. Eine Lust an der gewollten Irritation, die sie nach einer Dreiviertelstunde auf die Spitze treibt. Der Vorhang fällt, die fünfköpfige, während des Konzerts zumeist im Hintergrund bleibende Band spielt weiter, ausgeleuchtet zu überdimensionierten Schatten. Und Keys? Die lässt sich Zeit, bis sie endlich ankommt, auf einem Podest in der Mitte der Halle. Ihre Fans in "Munich!", sie sollen sich fühlen wie bei ihr daheim im Studio. Und so werden sie Zeuge einer anderen Alicia Keys, die freudig wie ein Kind die Songs aus ihrem letzten, böse gefloppten Doppelalbum "Keys" kontrastiert.

Der Clou: Das Publikum soll jeweils darüber abstimmen, was ihm besser gefällt: die jazzigere Piano-Version von "Skydive", "Is it insane" und "Only You", oder die knallige, von Keys an einer MPC, einem Drumcomputer eingespielte Fassung. Das Jury-Spiel von DJ Keys mag originell sein, ihre großen Talente im Modulieren der mal weichen, mal kraftvollen Stimme bringen sie jedoch nicht zum Vorschein.

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Soundqualität der Olympiahalle erschwert so Einiges

Es ist am Ende aber auch nicht die Schuld von Alicia Keys, dass sich ihre Gesangskunst auch bei den großen Hits wie "No One" und "Fallin'" nur erahnen lässt. Der grottenschlechte, hallige Sound in der Olympiahalle lässt einfach keine Zwischentöne zu. Das geduldige und dankbare Publikum lässt sich von den Widerständen jedenfalls nicht ablenken und huldigt dem US-Star nach zwei Stunden, als hätte er gerade die Sterne vom Himmel gesungen.

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