Album von Hanna-Elisabeth Müller: Zwischen Melancholie und Ironie

Hanna-Elisabeth Müller mit Liedern von Robert Schumann, Alexander Zemlinsky und Francis Poulenc.
von  Michael Bastian Weiß
Die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller.
Die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller. © Chris Gonz

Man kann an diesem Liedalbum die Auswahl bedeutender, doch eher unbekannter Lieder loben, die sensible wie eigenständige Begleitung durch die Pianistin Juliane Ruf oder die makellose Diktion der Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller.

Hanna-Elisabeth Müller: Schiere Stimmschönheit

Doch das alles überragende Ereignis ist hier die schiere Stimmschönheit der Sängerin, die an der Bayerischen Staatsoper etwa in lyrischen Frauenrollen von Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss das Publikum für sich einnahm.

Intelligent gestalten können auch ihre Kolleginnen, doch nicht allen hört man allein deswegen zu, weil schon die Produktion einzelner Töne so einschmeichelnd sanft, oft reizvoll hauchend, geschieht - und sich dann Klang und Linie in einzigartigem Farbenreichtum verströmen.

Erinnerungen an Konzert in der Allerheiligen Hofkirche

Wie geschaffen scheint dieses hochmusikalische, belcantistische Parlieren für die beiden konzisen Zyklen von Francis Poulenc. Die titelgebende Herzenskönigin, "La Reine de coeur", entstammt seinen späten Miniaturen "La courte paille".

Hanna-Elisabeth Müller und Juliane Ruf hatten dieses Programm bereits vor wenigen Jahren in einem Konzert in der Allerheiligen-Hofkirche vorgestellt und mit den gewitzten Situationen dieser Stücklein den Hörern manches unterdrückte Kichern entlockt.

Der darstellerische Charme ist verlustlos in das Berliner Studio gerettet worden, in dem die Aufnahmen entstanden: Man glaubt, die naseweisen Gesichtsausdrücke der Chansonette auch beim bloßen Hören vor sich zu sehen. Ein weiteres Kunststück an Feinzeichnung gelingt dem Duo Müller/Ruf in den Walzer-Gesängen von Alexander von Zemlinsky.

Juliane Ruf überzeugt an der Seite von Hanna-Elisabeth Müller

Ganz anders liegen die Dinge beim späten Schumann. Selbst pittoreske Genrestücke wie das "Lied eines Schmiedes" in der Sammlung op. 90 oder "Der Gärtner" in den Gesängen op. 107 sind nach innen gerichtet, neigen zur Melancholie oder münden in ein "Requiem"-Gedicht wie das Schlusslied von op. 90.

Ihren angenehm gedeckten Sopran überführt Hanna-Elisabeth Müller hier in eine kühle, subtil anrührende Traurigkeit. Wie sie es schaffen, in die Welt der deutschen Romantik so tief einzutauchen wie in die ironisch leichte der französischen Moderne und aus allem noch so etwas wie ein großes Gedicht zu formen, bleibt das Geheimnis dieses Liedduos. Doch kein Geheimnis braucht man zu lüften, wenn es nur so betörend klingt.


Hanna-Elisabeth Müller: "Reine de coeur" (Juliane Ruf, Klavier, Pentatone)

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