„Aida“ auf dem Gartenschlauch
Eigentlich ist er Asthmatiker – die Blasmusik war da das ideale Training. Denn wenn Bob Ross (59) anfängt zu quasseln, ist er nicht mehr zu bremsen. Luft holen muss der Boss von Blechschaden wahrscheinlich auch nicht. Ein Gespräch über die perfekte Körpergröße und schottische Kirchen, Celi und einen „überflüssigen“ neuen Konzertsaal.
AZ: Mister Ross, warum sind Blechbläser oft lustiger als Geiger?
BOB ROSS: Wahrscheinlich, weil sie eher aus der Arbeiterschicht kommen. Die Instrumente sind zumindest am Anfang nicht teuer. Und normal hat man auch keinen Einzelunterricht, sondern spielt in der Gruppe, dann in der Blaskapelle oder bei uns in Schottland in der Brass Band.
Haben Sie vor 30 Jahren Blechschaden gegründet, weil es bei den Münchner Philharmonikern nicht so lustig zugeht?
Nein, das war ein Zufall. Ich hatte Noten aus Schottland dabei, die ich mit den Kollegen nur so aus Spaß durchgespielt habe. Alle waren sofort begeistert. Und als wir diese Arrangements von britischen Bergarbeitern dann beim Orchesterfest gespielt haben, kam das riesig an. Unser erster Auftritt war dann 1984 beim Fasching in der Max-Emanuel-Brauerei in Schwabing.
Und dann
Ein Jahr später wurde der Gasteig eröffnet. Und beim Tag der offenen Tür haben erst die Streicher ein bisschen was gespielt – da kam niemand. Und was soll ich sagen: Bei uns war die Hütte voll. Den Tonbandmitschnitt haben wir an Plattenfirmen geschickt und kurze Zeit später waren wir schon im Fernsehen. Das Kaffee Giesing wurde dann zu unserem Probelokal.
Nach der Probe bei Sergiu Celibidache abends gleich die nächste bei Konstantin Wecker?
Könnte man so sagen, aber das abends war wirklich der beste Ausgleich zum Dienst. Auch auf den Reisen der Philharmoniker hatten wir die Noten immer dabei und bei Botschaftsempfängen gespielt.
Celi waren die Bläser ja immer sehr wichtig, wie fand er die Aktion?
Der war richtig begeistert und kam auch zu unseren Konzerten. Wir haben ja manchmal mehr Publikum als die Philharmoniker... und wir haben zweimal den Echo gewonnen, auch da übertreffen wir die Philharmoniker.
Suchen Sie Ihre Leute aus?
Das sind alles meine Kollegen vom Orchester, da muss ich nicht aussuchen, die sind einfach da.
Sie sind vermutlich der einzige Schotte?
Klar, die anderen kommen aus Belgien, Tirol, der Schweiz, Amerika, Deutschland und Franken.
Zu den Höhepunkten von Blechschaden gehört nach wie vor der Triumphmarsch aus der „Aida“ auf einem Gartenschlauch.
Wir haben das schon sooooo oft gespielt, aber die Leute wollen es einfach hören.
Also auch beim Jubiläumskonzert ein Gartenschlauch. Was gibt’s am Sonntag sonst noch?
In der ersten Hälfte gehen wir wirklich durch die letzten dreißig Jahre, da wird man sehen, was wir in dieser Zeit für tolle Arrangeure gehabt haben. Nach der Pause gibt’s dann unser aktuelles Programm.
Der Schlüssel zu Ihrem Erfolg?
Wir haben Spaß, und alles ist freiwillig. Sehen Sie, wenn die Geiger einen Tag frei haben, fahren sie zum Skifahren, wir fahren zum Konzert und halten uns fit!
Sie sind umwerfende 1,58 Meter.
Nein, sonntags bin ich 1,60.
Hä?
Da trag’ ich größere Schuhe. Aber egal, ich habe auf jeden Fall die perfekte Größe, um sofort zu merken, wenn das Hochwasser kommt. Deshalb muss ich in Bayern bleiben, das habe ich dem Ministerpräsidenten versprochen.
Jetzt sind wir mitten im Blechschaden-Programm – vielleicht noch ein Schottenwitz?
Die habe ich doch alle erst in Deutschland gelernt! Aber lassen Sie mich überlegen... Was trägt ein Schotte unter dem Rock? – Die Zukunft Schottlands! Oder: Warum sind schottische Kirchen rund? – Damit sich die Schotten während der Kollekte nicht in der Ecke verstecken können.
Sie tragen ja kein Blatt vor dem Mund. Deshalb würden wir gerne wissen, wie Sie die Gasteig-Philharmonie finden.
Super, alles toll, wir brauchen keinen neuen Konzertsaal! Wenn man nicht gut hört, hält man sich die Hände hinter die Ohren und drückt sie nach vorne. Sofort hören Sie alles ganz anders.
Das ist jetzt aber ein ziemlich schottischer Vorschlag.
Da sind Sie direkt am Geschehen, ehrlich!
Als Orchestermusiker regt man sich doch gerne mal über den Dirigenten auf. Wie ist das denn, wenn Sie selber zum Taktstock greifen?
Alles kein Problem, ich mache doch nur Spaßkonzerte. Bei Blechschaden lachen wir uns manchmal schier kaputt.
Sind sich Bayern und Schotten wirklich so ähnlich?
Unbedingt, beide wollen unabhängig sein. Dann ist da die Mentalität, früher das eigene Königshaus, guter Fußball, Berge, frische Luft, lustige Menschen, alles.
Es gibt hier wenig Whisky.
Aber eine Destillerie am Schliersee. Mein Vater hat übrigens jeden Tag einen Whisky getrunken und wurde achtundneunzigeinhalb.
Dann haben Sie ja beste Aussichten.
Und bei Blechschaden kann ich das dann machen wie James Last – einfach ein bisschen mit den Fingern schnippen.
Für das Konzert am Sonntag, 9. März 2014, um 11 Uhr gibt es noch Restkarten unter Tel. 93 60 93