„Mütter. Väter. Kinder“: Die Ehekrise des Regisseurs
Sebastian Nüblings fröhliche Familien-Inszenierung „Mütter. Väter. Kinder“ war als Gastspiel im Werkraum zu sehen.
Aus Familiengeschichten speist sich das Theater seit 2500 Jahren. Neu ist, dass Theatermacher real existierende Familien zu Darstellern ihrer selbst machen, wie das Lola Arias vor Kurzem mit „Familienbande“ im Werkraum inszenierte. Auch Sebastian Nübling, häufiger Regiegast an den Kammerspielen, hat mit dem Theaterkollektiv pvc Tanz Freiburg Heidelberg Familienforschung betrieben: In „Mütter. Väter. Kinder“ stellt er sich selbst mit Frau und Kindern und zwei weiteren Künstlerfamilien auf die Bühne. Wie die in einer fröhlichen Performance ihre Konflikte zeigen, erntete beim Gastspiel im Werkraum Jubel.
Nüblings Inszenierung erzählt keine konkreten Familiengeschichten, sondern schält Strukturen, Rituale, Konflikte heraus. Worte braucht es da kaum. Vater und Sohn Nübling messen sich auf dem Trimmrad, Vater und Sohn Wittershagen beim Ping-Pong und Handball. Mutter und Tochter Gartenschlager, beide Tänzerinnen, konkurrieren beim Swing-Ballett um den Primadonnen-Platz – inklusive ein Tritt in den Hintern.
Mit Tanz-Mätzchen will die Tochter die Aufmerksamkeit des gegen sich selbst schachspielenden Vaters erzwingen. Sehr witzig choreografiert Alice Gartenschlager eine Ehekrise im Hause Nübling, indem sie alle Beteiligten zu Tableaux vivants zurechtrückt. Immer wieder zelebriert man komische Geburtstagsrituale mit Chor-Ständchen und Königskrone für das Geburtstagskind. Lars Witterhagen mampft Scholadenkuchen, Nübling-Teenie Max zertrommelt mit Percussionschlägeln die Teller auf dem Tisch und wirft mit Stühlen. Und nicht nur der vierjährige Yoel Schneider freut sich am Ende über eine ausgelassene Wasserschlacht.
Gabriella Lorenz
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