Münchner Alex Burkhard: Ein ganz verbindlicher Sieger

Der neue Meister im deutschsprachigen Poetry Slam heißt Alex Burkhard. Der Bühnendichter aus München setzte sich am Samstagabend im Finale gegen Fabian Navarro und Yannick Sellmann in der ausverkauften Staatsoper in Hannover durch.
Ronja Matthes |
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So sehen Sieger aus: Alex-Burkhard.
Marvin Ruppert So sehen Sieger aus: Alex-Burkhard.

Hannover - Zuallererst: Poetry Slam ist kein Fußball. Das klingt banal, ist aber wichtig zu wissen, weil sonst der Eindruck entstehen könnte, auch im Dichterwettbewerb strampelten sich alle ab - und am Ende geht der Deutsche Meistertitel ja doch wieder nach München. Es ist keine Selbstverständlichkeit und gar nicht hoch genug einzuordnen, dass der Vorjahressieger der deutschsprachigen Meisterschaften, Philipp Scharrenberg, den Wanderpokal - einen Wanderstock - innerhalb Münchens weiterreicht, an den Münchner Alex Burkhard (29).

110 Poetinnen und Poeten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich hatten sich für die Meisterschaften in Hannover qualifiziert, 110 hatten die Möglichkeit, den Titel im Einzelwettbewerb zu gewinnen. Im finalen Stechen standen am Ende mit Alex Burkhard - der sich qualifizierte, indem er im März bayerischer Meister im Poetry Slam wurde - noch Yannik Sellmann, ebenfalls ein Münchner, und Fabian Navarro, der in Wien lebt und für einen Würzburger Slam antrat.

Zur Feier des Sieges: silbriger Flitterkram

Auf ihren Schultern trugen Burkhard zwei Poetenkollegen über die Bühne, während zur Feier des Sieges silbriger Flitterkram durchs Opernhaus flirrte, und als er da die Hände zu einer "Ja, was soll ich machen, ich weiß auch nicht"-Geste ausstreckte, war das der erste Moment an diesem Abend, an dem er nicht souverän war.

"In München, wo es mehr Menschen als Betten bald gibt/ weshalb man fast zwangsläufig die Maklerin liebt": Entspannt und pointiert trug er im Zehner-Finale eine Liebeserklärung an Musik und Freundschaft als verbindende Elemente zwischen ihm und der Welt in seiner Heimat dem Allgäu und seiner neuen Heimat München vor und kam so ins Stechen mit Navarro und Sellmann.


Zum Höhepunkt der deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften waren seit Dienstag rund 300 Wortakrobaten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Gast in Hannover. Foto: dpa

Dass Yannik Sellmann dort mit ihm stand, schließt auch einen kleinen Kreis: Die beiden kennen sich schon aus dem Bayernslam-Finale, in dem Sellmann als Titelverteidiger seinen atemlosrasanten Text "Der Bühnenmann" über Herz- und Seelenbedeutung des Slammens für sich vortrug - und nach einem Texthänger abbrach und von der Bühne ging. Als Burkhard schließlich als Sieger verkündet wurde, war seine erste Amtshandlung, den Kollegen fest zu umarmen.

Hohe Werte bei er Publikumsjury

Im Stechen in der Oper gab es keine Texthänger: Sellmann machte sich anlässlich eines Umzugs kluge Gedanken über seine und allgemeine Zufriedenheit mit dem Leben, Navarro berührte mit seinem Text über Unsicherheit und wie gefährlich es ist, aus Furcht nichts wichtig zu nehmen. Und Burkhard als letzter Poet hielt ein tiefbauchgefühliges Plädoyer gegen die Unverbindlichkeit, mit der immer mehr Menschen durchs Leben gehen. Dafür bekam er von vier der elf Menschen der Publikumsjury die Höchstnote 10,0.

"Ich hatte schon nach dem ersten Text das Gefühl, dass ich das schaffe", sagt Burkhard. "Es war eine besondere Verbindung zum Publikum da und ich hatte selbst ein gutes Gefühl bei meinen Auftritten. Das war eine Kombination bei der ich gemerkt habe: Das wird reichen."

Wer nicht ohnehin alle Auftritte auf dem Onlineportal des NDR nachschaut (oder wem das nicht reicht), der kann den Poeten am Montag in einer Woche beim "Blickpunkt Spot" im Vereinsheim auftreten sehen - oder am selben Ort am 16. November mit seinem Kabarettprogramm "Man kennt das ja".

Und um nochmal alle Zweifel zu zerstreuen, dass im Slam wie im Fußball der Bayerndusel herrscht: Im Teamwettbewerb setzte sich in Hannover im Finale das Duo „Heun und Söhne” durch, bestehend aus Julian Heun und David Friedrich aus Berlin und Hamburg (Okay, streng genommen ist David Friedrich auch Münchner, weil dort geboren. Verdammt).

Lesen Sie hier: Yannik Sellmann: "Slam ist nicht wie Skispringen"

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