Münchens Superreiche sollen Konzertsaal bezahlen

Ein FDP-Landtagsabgeordneter stellt sich die Finanzierung der Isarphilharmonie so vor: „Die Frau Quandt kann doch 20 Millionen geben.“
von  Angela Böhm

Ein FDP-Landtagsabgeordneter stellt sich die Finanzierung der Isarphilharmonie so vor: „Die Frau Quandt kann doch 20 Millionen geben.“ Das Parlament bewilligt die Machbarkeitsstudie.

München - Wer anschafft, will noch lange nicht alles zahlen. Einen neuen Konzertsaal hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) den Münchnern versprochen. Finanzieren sollen den Bau der umstrittenen Isarphilharmonie jetzt aber die Superreichen in der Landeshauptstadt. „Hier gibt’s einige Milliardäre und zig Millionäre, und wenn die Herrschaften wirklich an ihrem Land hängen und an der Kultur, dann sollen sie mal kucken, was sie rübergeben können“, forderte FDP-Finanzexperte, Georg Barfuß, gestern im Haushaltsausschuss.

Dabei denkt er vor allem an den Geldbeutel von Deutschlands reichster Frau, BMW-Miteigentümerin Susanne Quandt-Klatten, deren Vermögen auf 13 Milliarden Dollar geschätzt wird. „Die kann doch davon mal 20 Millionen Euro hergeben“, so Barfuß.

Der Professor für Wirtschaftspolitik aus dem schwäbischen Lauingen ist inzwischen Adjutant von Kunstminister Wolfgang Heubisch. Der will das Projekt um jeden Preis - und die Münchner in die Pflicht nehmen. „Ich stelle mir eine Lösung vor wie beim Städel-Museum in Frankfurt“, sagte Heubisch. Die Erweiterung und Renovierung hat dort 52 Millionen gekostet. Die Hälfte wurde von privaten Spenden finanziert.

Für diese Summe bekommt man keinen neuen Konzertsaal in München. Zum Vergleich: Hamburg ging beim Bau seiner Elbphilharmonie von 77 Millionen Euro aus. Die Kosten explodierten inzwischen auf 476 Millionen Euro. „Wir sind aber nicht an der Elbe, sondern an der Isar“, giftete Heubisch.

Die CSU im Landtag wackelt. Gemeinsam mit der Opposition ließ sie Kunstminister Wolfgang Heubisch erst auflaufen und sperrte das Geld für die von ihm geforderte Machbarkeitsstudie. Gleich zwei Mal musste sich Barfuß mit dem mächtigen Vorsitzenden des Haushaltsausschusses Georg Winter (CSU) treffen, um ihn weichzuklopfen. „Die CSU macht bei dem Konzertsaal fürchterliche Probleme“, klagt die Münchner Abgeordnete Annette Bulfon, die die Liberalen im Kulturausschuss vertritt.

Gestern wurde die Machbarkeitsstudie dann doch noch bewilligt. Wenn die fertig sei, so Heubisch, könne man auch über die Kosten reden: „Erst wenn ich weiß, ob ich den alten Kongresssaal des Deutschen Museums abreißen kann oder nicht, kann ich den Sponsoren was vorlegen.“

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