München ist doppelt sexy

Tim Fischer nennt seinen heutigen Auftritt in München ganz unbescheiden „Das Konzert”. Dazu hat die „Rinnsteinprinzessin” die bekanntesten Songs und Chanson-Klassiker zusammengestellt
Adrian Prechtel |
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Im AZ-Interview erzählt Tim Fischer vom Weg als Außenseiter ins Rampenlicht.

AZ: Herr Fischer, wie kann man mit erst 38 Jahren seinen Auftritt „Das Konzert” nennen?
TIM FISCHER: Sie meinen, das klingt nach krönendem Abschluss? Gut, ich hätte es auch „Best-of” nennen können. Das charmante Problem ist aber: Wenn man ein immer größeres Repertoire hat, fordert das Publikum doch immer wieder die gleichen Lieder. Und jetzt habe ich mich breit schlagen lassen und komme mit drei Pianisten.

Warum das?
Naja, der 86-jährige Gerhard Woyda begleitet die Songs, die er vor zwanzig Jahren für mich geschrieben hat, Rüdiger Mühleisen übernimmt die Kreisler-Lieder und Rainer Bielfeldt, mit dem ich angefangen habe, macht Hollaender, Claire Waldoff oder Zarah Leander: Und natürlich gibt’s auch die „Rinnsteinprinzessin” – ein Art Erkennungssong von mir.

Darin kommt auch „den anderen schön saufen” vor. Sie waren ja selbst mal hart drauf.
Leider Gottes gehören Alkohol und Drogen heute oft dazu. Drogen werden schon auf dem Pausenhof vertickt und für Partys glüht man vor. Das hab ich auch erlebt, als ich noch nicht gefestigt war und von der Familie nicht genügend Rückhalt hatte. Aber im Drogensumpf hat mir die Kunst geholfen: Ich wollte dann doch lieber auf der Bühne stehen als weiter versumpfen.

Woher kommt der intellektuelle Aspekt Ihrer Lieder?
Ich habe mich lange als Außenseiter gefühlt, als ich jung war. Und ich habe versucht, in der Kunst Antworten zu finden.

Und in der Religion?
Als Kind bin ich gern in die Kirche gegangen und hätte gern dazu gehört. Aber ich bin nicht getauft. Auch das war eine Außenseiterposition. Heute ist es die Kunst, die mir Halt gibt.

Und Ihre Heirat mit Rolando Jiménez Domínguez. Wobei es ja originell ist, dass Homosexuelle so gern heiraten, während es in klassisch bürgerlichen Kreisen ja eher aus der Mode kommt.
Rainer Werner Fassbinder hat ja gesagt, dass Randgruppen viel stärker zu Konventionen neigen als das Bürgertum. Nicht nur die Ehe, auch der Kinderwunsch von homosexuellen Paaren, Lesben oder Schwulen, ist ja stark geworden. Und das in Zeiten, wo die Geburtenrate auf einem Tiefstand ist.

Warum haben Sie unemanzipiert den Namen Ihres Lebensgefährten angenommen?
Plötzlich hat die Standesbeamtin gefragt – , warum mich und nicht ihn, weiß ich nicht –, ob ich seinen Namen annehmen will? Ich hab entsetzt zu Rolando gesagt, „sag mal, du willst doch nicht, dass ich so heiße wie du, oder?” Aber er hat „doch!” gesagt. Und wenn man sich verbessern kann... Fischer heißen ja eine ganze Menge. Jetzt klingt mein bürgerlicher Name, Jiménez Domínguez, wie ein Künstlername. Aber Name und auch Alter sind für mich keine wichtigen Kategorien.

Weil es tolle Diven gibt, die würdevoll altern?
Ich würde nicht auf die Bühne gehen, wenn ich mich nicht frisch fühlen würde. Ich bin am Zahn der Zeit, der aber noch nicht an mir nagt.

Im Anschluss an Ihre Konzerte sammeln Sie immer für ein Aids-Projekt in Simbabwe.
Ja, eine Krankenstation für Kinder und Erwachsene. Ich lass am Ende also den Sektkübel rumgehen und hoffe, dass München sich nicht lumpen lässt.

München ist wenigstens nicht „arm, aber sexy” wie Berlin.
Ja, reich und sexy ist natürlich doppelt besser. Also Klingelgeld mitbringen und hoffentlich auch Raschelgeld.

23. November 2011, 20 Uhr, Prinzregententheater, Karten 54 818181 und an der Abendkasse

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