Mit viel Luft für die Zukunft

Rubén Dubrovsky dirigiert Bach, Beethoven und Brahms im Gärtnerplatztheater
Robert Braunmüller |
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Rubén Dubrovsky, Chefdirigent des Gärtnerplatztheaters.
Marie-Laure Briane 3 Rubén Dubrovsky, Chefdirigent des Gärtnerplatztheaters.
Rubén Dubrovsky und das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz.
Marie-Laure Briane 3 Rubén Dubrovsky und das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz.
Hansjörg Albrecht an der Orgel.
Marie-Laure Briane 3 Hansjörg Albrecht an der Orgel.

Niemand erwartet vom Chefdirigenten des Gärtnerplatztheaters, dass er auch noch Bach, Beethoven und Brahms dirigiert. Dafür gibt es in der Stadt andere Experten - und mit denen konkurriert Rubén Dubrovsky, wenn er sich mit einem Konzert unter dem Motto "Die drei B" am Beginn seiner ersten Saison vorstellt.

Der neue Chefdirigent kommt von der Alten Musik. Was aber nicht heißt, dass das Orchester nun von einem Schlag auf den anderen historisch informiert spielen würde. Johann Sebastian Bachs Sinfonia aus der Kantate "Wir danken Dir, Gott, wir danken dir" wurde vergleichsweise traditionell aufgeführt: mit schmetternden Trompeten und einer unklaren Klangbalance zwischen dem Orchester und dem Orgelsolo (Hansjörg Albrecht).

Das bei diesem kurzen Stück zwar nicht abwegige, aber auf Dauer doch monotone Dauerforte beherrschte auch Ludwig van Beethovens Symphonie Nummer 2.

Das Orchester spielte hier seine Stärke aus: den schönen, warmen und homogenen Klang seiner Streichergruppe.

Leider hielten sich die Bläser von Beginn an die gängige Regel: Wenn einer laut spielt, ist es piano, wenn alle laut spielen ist es forte. Das mag im Graben funktionieren, aber nicht auf dem Podium. Dubrovsky gelang es aber, den Dauerüberdruck in eine frische vitale und frische Deutung dieses Werks umzumünzen: ein Beethoven con Brio, und das ist nicht das Schlechteste.

Schon hier fiel aber auf, dass Dubrovsky mit langsamen Sätzen eher wenig anfangen kann. Das setzte sich dann in der Symphonie Nr. 2 von Johannes Brahms fort. Die Einleitung wurde routiniert, unentschieden und zu laut absolviert, dann entdeckte der Dirigent das von anderen Interpreten unterschätzte Drama dieses Werks. Das hätte durchaus interessant werden können.

Aber es gelang leider nicht, die vergleichsweise schlanke Besetzung in Transparenz umzusetzen, Das stumpfe Forte störte sehr.

Fast alles hätte mehr Ausdruck und mehr musikalische Rhetorik vertragen können - als Beispiel sei nur die Verdüsterung im Mittelteil und die große Streicherkantilene am Ende des langsamen Satzes genannt. Im Finale drückte der Dirigent so sehr auf die Lautstärke und das Tempo, dass der triumphale Schluss nicht mehr überraschte und letztendlich matt blieb.

Und da stellt sich dann die Frage: Was bringt eine solche wackere Durchschnitts-Deutung neben dem Brahms der hiesigen Konzertorchester? Zwischen Dubrovsky und seinem Orchester mag sich in Zukunft noch manches entwickeln.

Aber mit den drei B sollte man sich nicht erst kennenlernen. Die brauchen die Erfahrung eines längeren gemeinsamen Weges.

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