Mit mutiger Energie
Das Konzert dauerte keine fünf Minuten, da flog der Taktstock im hohen Bogen ins Orchester: Der israelische Dirigent hatte den Beginn so dramatisch in Szene gesetzt, dass er dabei schier aus dem Häuschen geriet.
Dan Ettinger, derzeit viel beschäftigt an der Staatsoper und nebenbei auch noch Generalmusikdirektor in Mannheim, hatte sich viel vorgenommen. Gustav Mahlers Zweite, die „Auferstehungs”-Symphonie, erledigt sich nicht im Vorübergehen. Umso erstaunlicher war es, wie schlüssig vor allem die beiden langen Ecksätze musiziert wurden. Den Aufschrei zu Anfang mit den schroffen Bässen hat man selten so dämonisch-aggressiv vorgeführt bekommen wie diesmal. Das Finale überwältigte, weil allzu vordergründige Effekte klug vermieden wurden.
Dazwischen erlag Dan Ettinger jedoch leider der Versuchung, allzu rasch zu durcheilen, was langsamer entdeckt werden müsste. Im Ländler des zweiten Satzes ignorierte er die Anweisung „sehr gemächlich” mit geradezu aufmüpfiger Hartnäckigkeit.
Dennoch überwogen die positiven Eindrücke dieses Akademiekonzerts. Was nicht nur daran lag, dass sich der im Eifer des Gefechts abhanden gekommene Taktstock schnell wieder fand. Die Solopartien waren mit Waltraud Meier und Dorothea Röschmann geradezu feudal besetzt. Und auch der Staatsopernchor und das Bayerische Staatsorchester ließen sich von der mutigen Energie des Dirigenten gerne mitreißen.