Mit Lust am pointierten Risiko ins Finale

Der Einspringer Dejan Lazic rettet ein Konzert des Kammerorchesters Basel im Gasteig
von  Abendzeitung

Der Einspringer Dejan Lazic rettet ein Konzert des Kammerorchesters Basel im Gasteig

Ob Patricia Petibon es geschafft hätte, einen Ozean von 24 Opern ins Schnapsgläschen dreier Arien zu füllen, werden wir nie erfahren. Die Sopranistin sagte das angesichts Symphonien von Weber und Beethoven mit „Haydns Opernwelt“ recht schräg betitelte Konzert ab. Auch Simone Kermes erkrankte. Der am Englischen Garten lebende Pianist Dejan Lazic sprang ein und rettete den Abend mit einer exzentrischen, aber in sich stimmigen Version von Beethovens Klavierkonzert Numero vier.

Im einleitenden Solo arbeitete der Kroate den Widerspruch zwischen dem lyrischen Grundton und dem nervösen Staccato-Hämmern treffend heraus. Auch später betonte er die Extreme durch auf Effekt gespielte Läufe und zurückgenommene, fast gesäuselte Passagen. Aber der Gegensatz aus eigensinniger Romantik mit dem klein besetzten, historisch orientierten Kammerorchester Basel verströmte einen Reiz kammermusikalisch-spontanen Zusammenspiels, der bis zuletzt anhielt.

Im Mittelsatz setzte Lazic den sanften Gesang des Klaviers gegen das schneidend widersprechende Orchester. Dann stürzte sich der Solist mit der Lust am pointierten Riskio auf das mit einer monströsen Kadenz verzierte Finale. Zuletzt wies er mit einer Zugabe auf den unterschlagenen Haydn hin, dessen sinfonische Tradition am Beginn des Abend im Dampfkochtopf von Carl Maria von Webers Erster unter frühromantischen Überdruck gesetzt wurde. Hier trübten leider patzende Blechbläser das Vergnügen. Beethovens „Pastorale“ gelang dem neusachlich eiligen Dirigenten Giovanni Antonini und dem farbenprächtig spielenden Orchester dafür deutlich besser.

Robert Braunmüller

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