Mit Gewinn und Verlust

Die Philharmoniker setzen ihren Schostakowitsch-Zyklus mit Valery Gergiev fort
Robert Braunmüller |
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Auf das Klavier kommt es an. Nur wenn es in der finalen Steigerung der Symphonie Nr. 5 hämmernd und stechend durch die Orchestermassen dringt, verhärtet es die gleißenden Streicher. Dann entsteht die von Dmitri Schostakowitsch gemeinte Doppeldeutigkeit eines erzwungenen Jubels unter folternden Schmerzen.

In der Aufführung unter Valery Gergiev hörte man das Klavier in Block I leider nicht. Der Dirigent beschwor restaurativ eine protzige Apotheose, höchstens gebrochen durch die Axtschläge der Pauken und der großen Trommel, die man aber auch als triumphalistische Geste missverstehen konnte.

Mehr Zwischentöne gab es dafür in den übrigen Sätzen. Vor allem im Largo animierte Gergiev die vorzüglichen Solo-Bläser der Münchner Philharmoniker zur Ruhe und sorgfältig gestalteten Linien, die den landläufigen Überdruck mittelmäßiger Aufführungen russischer Musik weit hinter sich ließen.

Zwiespältig blieb auch die Aufführung der Symphonie Nr. 14 vor der Pause. Gergiev hatte exzellente Solisten mitgebracht: Olga Sergeyeva und Mikhail Petrenko kultivierten russisches Weltschmerzpathos, waren aber auch in der Lage, ihre Stimmen in leisen Parlando-Passagen ohne Geflacker zurückzunehmen. Der warme runde Streicherklang der Philharmoniker passte auch bestens zu dieser depressiven Todesmusik. Allerdings wurden alle Zwölfton- und Clusterpassagen romantisch beschönigt. Hier merkte man deutlich, dass das Orchester der Stadt im Umgang mit Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts technische Defizite aufweist. Aber nichtsdestotrotz: Der Schostakowitsch-Zyklus ist ein Gewinn. Und ausverkauft ist er offenbar auch.

Am 24. 3. dirigiert Gergiev im Gasteig die Symphonien Nr. 2, 3 und 13 mit Chor und Orchester des Mariinski-Theaters St. Petersburg, Karten: Tel. 93 60 93

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