Mit Gefühl für Stil

Mozarts „Zauberflöte” mit Daniel Behle und Christian Gerhaher im Nationaltheater
Robert Braunmüller |
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Taminos Arie „Dies Bildnis ist bezaubernd schön” gilt als ultimativer Test für Tenöre. Daniel Behle bestand ihn glänzend: Kaum jemand sang sie in letzter Zeit so geschmackvoll und stilsicher wie der Hamburger in der Weihnachts-„Zauberflöte” der Bayerischen Staatsoper.

Das ist zwar keine Neuigkeit, weil der Sänger seinen Rang bereits in der gerühmten Aufnahme unter Rene Jacobs bewiesen hat (harmonia mundi). Aber live ist eben live: Und hier zeigt sich, dass Behle nicht nur über ein schönes hell-lyrisches Timbre verfügt. Er hat auch die Kraft, im Nationaltheater mühelos durchzudringen und den Prinzen als Helden glaubhaft zu verkörpern. Die dezente, aber bewusst gesetzte Verzierung am Ende von „Wie stark ist nicht dein Zauberton” bewies ein entwickeltes, am historisierenden Musizieren geschultes Stilgefühl. Superb!

Auch die übrige Besetzung dieser von vielen Kindern besuchten Aufführung machte ihre Sache gut. Georg Zeppenfeld bringt nicht nur viel Autorität, sondern auch alle tiefen Extrem-Töne für den Sarastro mit. Erika Miklósa flackerte sich durch die erste Arie der Königin der Nacht, brillierte aber mit scharfer Brillanz in der zweiten. Und Julia Kleiter wäre eine ideale Pamina, wenn sie „Ach ich fühl es” ruhiger nehmen dürfte, als es der routinierte Dirigent Asher Fisch mit dem transparent und schlank aufspielenden Staatsorchester erlaubte.

Eine innerhalb der guten alten Everding-Inszenierung etwas heikle Deutung des Papageno als rotzigem Melancholiker riskierte Christian Gerhaher. Er versuchte mit dem Stilgefühl eines Liedsängers differenzierte Farben einzubringen, wirkte aber vielfach für den großen Raum zu leise.

Keine gute Idee war es, das Ensemblemitglied Diogenes Randes kurzfristig als Sprecher ins kalte Wasser zu werfen: Diese kurze, aber zentrale Rolle verlangt einen erfahrenen Künstler mit starker Ausstrahlung, keinen Anfänger im Kampf mit der deutschen Sprache. Die anwesende Jugend strafte ihn trotz seines ansprechend warmen Timbres gnadenlos mit aufkommender Unruhe ab. Aber in den Schlussjubel schloss sie auch ihn herzlich ein.

Heute und am 1. 1., ausverkauft. Behle singt am 28. 1. im Cuvilliés-Theater die „Schöne Müllerin”. Karten Tel. 811 61 91

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