Mit einem Lächeln Luzifers
Die kalifornischen Krawallbrüder beehren München: Slayer im Zenith
Nach dem zweiten Lied hält Tom Araya für einen Moment einfach inne. Der Trash-Metal-Veteran blickt in hunderte gereizte Gesichter, deren Münder immer wieder denselben Schrei ausstoßen: „Slayer! Slayer! Slayer!“ Dann verzerrt sich das Gesicht des Sängers zu einem breiten Grinsen, es wirkt beinahe rührend, mit welcher Selbstzufriedenheit der alte Kämpe die Huldigung des Publikums aufsaugt. Mit diesem Lächeln Luzifers kann der Krieg im Zenith beginnen.
Fast dreißig Jahre lang lärmen die kalifornischen Krawallbrüder nun schon über die Bühnen dieser Welt, am Sonntagabend war München wieder an der Reihe. Nach Jahren der musikalischen Orientierungslosigkeit haben sich Frontmann Araya, die Gitarristen Jeff Hannemann und Kerry King sowie Schlagzeuger Dave Lombardo auf ihre Wurzeln besonnen und bieten tobsüchtigen Metal in Transrapid-Geschwindigkeit.
Früher ließ man für eine gute Show schon mal Kunstblut von der Bühne regnen, der Auftritt in München verzichtet auf derlei Firlefanz und gerät auch sonst eher konservativ. Es sind frühe Klassiker wie „South of Heaven“ oder „Raining Blood“, zu denen die Haarpracht am wildesten schwingt. Herausragend auch die Hymne „Hell Awaits“, die vom Tonträger abgespielt wohl niemals diese infernalische Wucht und Dynamik entfalten könnte. Knapp zwei Stunden lassen sich die Fans von Lombardos Bassdrums aufs Trommelfell hämmern und von Kings kreischender Gitarre die Gehörgänge massieren. Den Krieg im Zenith haben Slayer klar gewonnen.
Reinhard Keck