Mit dem Rolls Royce auf dem Highway
Philharmonie: Bruckner und Mozart mit dem BR-Symphonieorchester unter Mariss Jansons
Bayerns Ex-Finanzminister Kurt Faltlhauser ist ein Fan von Mariss Jansons. Im Konzert des BR-Symphonieorchesters dabei zu sein, ist für ihn Ehrensache. Zumal er sich, jetzt als Privatmann, dafür stark macht, dass Münchens Spitzen-Ensemble einen eigenen Konzertsaal bekommt. Wer das Orchester einmal in Tokios Suntory Hall erlebt hat, der weiß, wie viel Qualität die Gasteig-Akustik schnöde verschleudert.
So auch diesmal: In Mozarts Linzer Symphonie war viel mehr als ein trocken-nüchterner Klang nicht drin. Es schien, als habe Jansons romantisch dicke Farben verordnet, was aber, deutet man seine zurückhaltende Zeichengebung richtig, nicht der Fall gewesen sein kann. Auch in Bruckners vierter Symphonie hatte Mariss Jansons alles andere als oberflächliche Tschaikowsky-Effekte im Sinn. Aber im Gasteig belästigt ein dreifaches Forte immer wieder unschön die Ohren. Man musste sich auch diesmal eine ganze Menge dazu denken, um die Absichten von Dirigent und Orchester herauszufinden.
Dass Jansons bei Mozart keine kecken Überraschungen parat hat, war angesichts der Spielkultur und des Engagements der BR-Musiker leicht zu verschmerzen. Auch bei Bruckner wählte Münchens Orchester-Rolls-Royce den Highway und rollte souverän durch die akustischen Landschaften. Solo-Hornist Johannes Ritzkowsky hatte eine Sternstunde. Am Ende ließ ihn Mariss Jansons immer wieder aufstehen, lenkte die Ovationen auf ihn, schenkte ihm sogar seinen Blumenstrauß.
Volker Boser
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