Mit Charme statt Geld
Ja, sie hat das G-Wort gesagt. Diana Iljine, die man laut Oberbürgermeister Ude wie „Il”- und dann wie die japanische Währung „Yen” ausspricht, meinte charmant auf die Frage, wo man in München denn einen Roten Teppich ausrollen könnte: „Sie meinen den Glamour-Faktor des Filmfests?” Bei diesem Wort wurde der intellektuelle Cinéast und bisherige Filmfestleiter Andreas Ströhl immer wortkarg. Aber Diana Iljine will sich ab August, also direkt nach dem diesjährigen Filmfest München (25. Juni bis 2. Juli), darum kümmern, wie sie auf ihrer Vorstellungs-Pressekonferenz zwischen dem Oberbürgermeister und Finanzminister Georg Fahrenschon ankündigte: „Wenn zum Beispiel Marianne Sägebrecht mit Michael Douglas befreundet ist, muss man das nutzen. Und wenn ein Tom Cruise beim sizilianischen Filmfest in Taormina ist, dann kann er auch in München sein.”
Die beiden Hauptgesellschafter, Stadt und Staat, haben bereits bei der Vorstellung im Rathaus die Erwartungen an Diana Iljine hoch gehängt: Das zweitwichtigste deutsche Festival nach der Berlinale als das Sommerfestival Nummer 1 international zu sichern und die Erfahrungen als ,Top-Managerin mit Filmaffinität’ einzubringen. Immerhin befindet sich das Filmfest München mit knapp 75000 Zuschauern in den beiden letzten Jahren auf einem Besucherhöhepunkt.
Die 46-jährige Iljine versprach, sich um den Ausbau von Sponsoren-Geldern stark zu machen. Ob man da nicht in künstlerische Abhängigkeiten gerät? Denn mit Sponsoren, dem Bayerischen Rundfunk als Mitgesellschafter und dem mächtigen Film- und FernsehFonds Bayern hat Iljine starke Lobbygruppen neben sich.
„Ich weiß, dass es politischen Druck geben kann, diesen oder jenen Film ins Programm zu nehmen. Da hat der Programm-Verantwortliche, der die deutschen Filme aussuchen wird, natürlich immer den schwarzen Peter, wenn er etwas ablehnt. Aber da habe ich Rückgrat genug.”
Um wirklich große Filme als internationale Premieren nach München zu locken, kann Iljine nicht mit Geld winken, aber mit dem guten Ruf und dem Charme Münchens. „Außerdem habe ich gute Kontakte zu großen Verleihern”, sagt sie, die schon Filmeinkäuferin für Premiere, RTL II und den Bayerischen Rundfunk war. Auch hat sie über Jahre als Filmproduktionsberaterin viele international wichtige Festivals bereist. Selbst dem amerikanischen Branchenblatt, dem „Hollywood-Reporter”, war der Wechsel in München einen Kommentar wert: Das Festival würde jetzt wohl filmindustrie-freundlicher und weniger akademisch.
Neun Bewerber hatten sich vorgestellt, nachdem Festivalleiter Andreas Ströhl angekündigt hatte, zurück zum Goethe-Institut zu wechseln. Die neue Leiterin Diana Iljine sei einstimmig gewählt worden, betonte OB Ude, auch die Einschätzung der einzelnen Kandidaten sei sehr ähnlich gewesen.
Iljine, die sich beruflich und als Kommunikationswissenschaftlerin viel mit den Neuen Medien beschäftigt hat, will die Jugend wieder für’s Kino gewinnen. Und was den Glamour-Faktor anbelangt: Als Praktikantin beim Filmfest München hat sie vor vielen Jahren Audrey Hepburn betreut.