Milberg-"Tatort": Nächtliche Knabbereien

Im Tatort „Borowski und die Sterne“ blickt der Kommissar hinter die Kulissen des Rock’n’Roll und greift mutig nach Psycholgin Frieda Jung. Axel Milberg über den neuen Fall und Doris Heinze
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Frieda Jung (Maren Eggert) freut sich, dass Kommissar Borowski (Axel Milberg) endlich zu seinen Gefühlen steht.
NDR 2 Frieda Jung (Maren Eggert) freut sich, dass Kommissar Borowski (Axel Milberg) endlich zu seinen Gefühlen steht.
Kaum wiederzuerkennen: Hugo Egon Balder als Rockstar Bodo
NDR 2 Kaum wiederzuerkennen: Hugo Egon Balder als Rockstar Bodo

Im Tatort „Borowski und die Sterne“ blickt der Kommissar hinter die Kulissen des Rock’n’Roll und greift mutig nach Psycholgin Frieda Jung. Axel Milberg über den neuen Fall und Doris Heinze

Der einstige Rockstar Bodo Dietrich (Hugo Egon Balder) wird von seiner alte Liebe Margret (Helen Schneider) aufgesucht. Am nächsten Tag liegt die tot vor einem Kieler Hotel. „Tatort“-Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) ermittelt in seinem 13. Fall.

AZ: Herr Milberg, Glückwunsch zur Nominierung zum Deutschen Fernsehpreis. Es wäre die erste Auszeichnung für Ihren „Tatort“-Kommissar Borowski, oder?

AXEL MILBERG: Danke. Ja das stimmt. Er war schon mal für den Günther-Strack-Preis nominiert. Aber da ich selbst in der Jury saß, haben wir ihn natürlich aus dem Wettbewerb genommen.

Falls Sie gewinnen, nehmen Sie den Preis überhaupt an?

Das war im vergangenen Jahr, als sich jemand durch die abendliche Showdarbietung der Preisverleihung belästigt fühlte, nicht wahr?

Genau, Marcel Reich-Ranicki sollte für sein Lebenswerk geehrt werden.

Also ich würde den Preis sehr gerne annehmen.

Am Sonntag läuft „Borowski und die Sterne“. Kommissar Borowski und Frieda Jung kommen sich sehr nahe. Hat ihre Beziehung eine Chance?

Borowski denkt schon, das sei keine Sache für nur eine Nacht. Dazu war zu wenig Überrumpelung im Spiel. Nun stellt sich aber das Problem – ich meine dramaturgisch – wie man die Spannung aufrecht erhalten kann, wenn alle ihr Ziel erreicht haben.

Hoffentlich verliert Borowski jetzt nicht seine Ecken und Kanten. Frauen haben ja manchmal diese Wirkung.

Das stimmt.

Es gibt Stimmen, die meinem, dass Privatleben der Ermittler habe im Krimi nichts zu suchen. Wie sehen Sie das?

Wenn es gut gemacht ist, dann wird es einem nicht zu viel. Wenn es nicht gut gemacht ist, würde auch ich sagen: Lasst es doch bitte weg. Persönlich neige ich dazu, hier eher zurückhaltend zu sein. Wichtig ist, dass man einen Krimi macht, bei dem man sich vor Aufregung die Fingernägel abknabbert.

Hugo Egon Balder, man erkennt ihn kaum, spielt im aktuellen Fall einen alternden Rockstar. Wie war die gemeinsame Arbeit?

Extrem einfach, er wollte unbedingt als Schauspieler tätig sein und war dankbar, dass er das nun konnte. Als das erste Mal diese zottelige Figur auf mich zu kam und sich ganz dicht neben mich stellte, dachte ich erst: „Was soll denn das? Ist der Statist?“ Ich fühlte mich fast bedroht. Erst als er mich ansprach, erkannte ich ihn. Die Maske hat wirklich funktioniert.

Im Krimi spiegeln sich Gegenwart und Vergangenheit. Die jungen Leute scheinen dabei heute viel braver. Waren sie früher wilder?

Ich glaube, früher hat man das nur stärker nach außen getragen und stolz erzählt, dass man sich an den letzten Abend nicht mehr erinnern kann und das Hotelzimmer verwüstet hat. Heute würde man damit nicht mehr prahlen. Wir sind in einer Gesellschaft angelangt, in der man eher mit seiner Fitness prahlt als mit den Angriffen auf die eigene Gesundheit.

Apropos Angriff auf die Gesundheit, gehen Sie auf die Wiesn?

Zum Wiesnanstich auf jeden Fall. Ich werde mit meiner Frau in der Ratsherren-Box sitzen – und zwar in der Lederhosen. Das ist bei uns Tradition.

Und wie viele Maß passen in Sie hinein?

Ich glaube, mein Rekord waren sieben Maß, aber das ist schon viele Jahre her. Heute trinke ich nicht mehr als eine.

Wie sehr hat Sie eigentlich der Skandal um die ehemalige NDR-Fernsehspielchefin – Doris Heinze war ja für auch für Ihren „Tatort“ zuständig – überrascht?

Sehr natürlich, und ich bin es immer noch. Auch weil ich in keiner Weise etwas Negatives über sie sagen kann. Unsere Zusammenarbeit war sehr professionell und gut. Wir haben die Bücher zum Kieler „Tatort“ immer über eine lange Strecke gemeinsam entwickelt. Alles, was ich weiß, weiß ich aus der Zeitung.

Glauben Sie, dass sich im System etwas ändern muss?

Ich kenne das System nicht – nicht genug, um Ratschläge geben zu können. Ich halte meinen Kopf immer für meine Arbeit frei, komme in Kontakt mit Schauspielkollegen, Regisseuren, Maske und Kostüm. Alles andere kenne ich nur vermittelt durch Dritte.

Der schwedische Krimiautor Henning Mankell hat sich für Sie zwei „Tatort“-Fälle ausgedacht. Wie weit sind sie?

Es gibt wohl bereits eine erste Drehbuchfassung, die wird mir aber noch vorenthalten. Die Storylines, die Mankell geschrieben hat, habe ich natürlich gelesen. Die wurden den deutschen Autoren vorgelegt, die das Drehbuch verfassen. Und ich steige bald in den Prozess ein.

Und wann sollen sie gesendet werden?

Wir planen 2010 beide Stoffe zu verfilmen. Der erste soll dann im Herbst 2010 zu sehen sein, der zweite Frühjahr 2011.

Das ZDF hat „Doktor Martin“ nach der zweiten Staffel eingestellt. Bedauern Sie das sehr?

Natürlich will man, dass alles, was man macht, erfolgreich ist. Ich fand’ die Folgen der zweiten Staffel außerordentlich schön, kleine Kunstwerke allesamt. Aber hier hat sich einmal mehr bestätigt, dass das der breite Massengeschmack das nicht zu schätzen weiß. Aber dann drehe ich eben etwas anderes.

Mit mehr Rücksicht auf den Massengeschmack?

Nein, das kann ich gar nicht. Und zwar nicht so sehr vom Kopf her, sondern physisch. Ich könnte bestimmte Sätze nicht sagen, Situationen nicht spielen, die ich doof finde.

Angelika Kahl

Sonntag, 20.15 Uhr, ARD

Die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises zeigt Sat 1 am 26. September live ab 20.15 Uhr

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