Miese Type zensiert
„Schmidt & Pocher“: Die letzte reguläre Sendung gerät zum Insidergelaber – und die ARD streicht obendrein Kritik an ARD-Programmchef Herres
Es war von Anfang an keine glückliche Verbindung – und auch das Ende stimmte nicht wirklich versöhnlich: Harald Schmidt und Oliver Pocher, von der ARD von anderthalb Jahren als Satire-Supergroup installiert, quälten sich durch ihre letzte reguläre Sendung am Donnerstagabend mit einer Art Tresengespräch über Medien-Interna und ihnen selbst als Mittelpunkt der Fernsehwelt.
Dass sich „Schmidt & Pocher“ einander entfremdet haben, war schon länger offensichtlich. Vor einem Jahr kanzelte Schmidt seinen Co-Moderator Pocher in der Sendung als „kleine, miese Type“ ab.
Ein kleiner Schnitt
In der letzten Sendung hatten sie gar keine Lust mehr auf die Welt außerhalb des Sendestudios. Themen wie Frühlingsgefühle, Poldi-Watschn, Madonnas Kindershopping oder die Nato in Baden-Baden wurden schnell mit Sprüchen abgehakt, dann ging es nur noch um das, was die beiden interessiert: ihre Millionen-Verträge und ihr Sendeplatz. Wären sie nicht „Schmidt & Pocher“ und hätten sie sich nicht längst ein Schutzschild aus mehreren Ironie-Schichten gebaut, müsste man ihnen Arbeitsverweigerung vorwerfen.
Doch dank der ARD dürfen sich die beiden zum Schluss sogar noch einmal als heldenhafte Kämpfer fürs kritische Wort fühlen, die vom bösen ARD-Apparat zensiert werden. Denn Pocher berichtete beim Insider-Talk nach Informationen des Branchendienstes DWDL auch vom letzten Mittwoch, als er seinen Wechsel zu Sat 1 bekannt gab. Da habe er den ARD-Programmchef Volker Herres mittags per Telefon informiert und eine eigene Presseerklärung für gegen 19 Uhr angekündigt. Herres habe dann um 18 Uhr in der Öffentlichkeit die Sache ausgeplaudert, was Pocher offenbar als Kollegenschweinerei auffasst.
Diese Passage bekamen aber die Zuschauer der Sendung nicht zu sehen – sie wurde aus der Aufzeichnung herausgeschnitten.
Mäßige Quote
Bei der ARD hieß es auf AZ-Anfrage, der Vorgang werde weder bestätigt noch kommentiert. Grundsätzlich seien Kürzungen von Aufzeichnungen eine Angelegenheit der jeweiligen Redaktion und nicht der Programmplanung. Weder die Produktionsfirma Kogel & Schmidt noch die zuständige WDR-Redaktion wollten sich darüberhinaus äußern.
Unabhängig davon dürften sich Schmidt und Pocher mal kräftig schütteln, sobald sie die Quoten sehen. Sie haben es nämlich geschafft, beim Finale ihren bisherigen, dürftigen Schnitt noch einmal zu unterbieten: Nur 1,14 Millionen schauten zu.
Michael Grill