Michael Ostrowski über "Der Onkel"

Der Autor und Schauspieler liest mit Anke Engelke aus seinem Roman in den Kammerspielen
von  Thomas Becker
RECORD DATE NOT STATED 22.04.2023, Wiener Hofburg, ROMY - Film- u. TV-Preis, Gala-Verleihung des Fernseh-Preises von ORF u. KURIER im Bild: Michael Ostrowski, ROMY - Film- u. TV-Preis *** 22 04 2023, Vienna Hofburg, ROMY Film u TV Prize, Gala award ceremony of the ORF u KURIER television prize in the picture Michael Ostrowski, ROMY Film u TV Prize
RECORD DATE NOT STATED 22.04.2023, Wiener Hofburg, ROMY - Film- u. TV-Preis, Gala-Verleihung des Fernseh-Preises von ORF u. KURIER im Bild: Michael Ostrowski, ROMY - Film- u. TV-Preis *** 22 04 2023, Vienna Hofburg, ROMY Film u TV Prize, Gala award ceremony of the ORF u KURIER television prize in the picture Michael Ostrowski, ROMY Film u TV Prize © IMAGO/K.Piles

Der österreichische Schauspieler Michael Ostrowski, bekannt aus den Eberhofer-Krimis und dem Passau-Krimi, gestaltet am 20. November in den Kammerspielen mit seiner Kollegin Anke Engelke einen Abend mit Live-Musik, einem Publikumsgespräch sowie einer szenischen Lesung aus seinem Debütroman "Der Onkel". Ein Gespräch über Fußball, Korruption und das Filmedrehen mit der eigenen Familie.

AZ: Herr Ostrowski, in der Verfilmung Ihres ersten Romans "Der Onkel" führen Sie Regie, haben das Drehbuch geschrieben und die Doppel-Hauptrolle gespielt - mehr ging nicht, oder?

MICHAEL OSTROWSKI: Ich hätt's noch produzieren können!

Die Kritik hat den Film in die Schublade schwarze Komödie einsortiert. Einverstanden?

Von der Geschichte her könnte es genauso gut ein Drama sein. Mann fällt ins Koma, sein Bruder, der Onkel, kehrt nach 17 Jahren zurück ins Haus der Familie, wo der mit der Frau seines Bruders ein Verhältnis gehabt hatte - eine sehr explosive Mischung. Das könnte auch eine ganz tragische Geschichte sein. Ist es auch in gewisser Weise. Aber dass es auch als Komödie erzählt werden kann, macht es irgendwie lustig und interessant.

In Deutschland kennt man Sie vor allem aus den Passau-Krimis und als Pathologen aus den Eberhofer-Filmen. Wie wurden Sie zum Romanautor?

Ich habe für viele Filme, in denen ich gespielt habe, auch das Drehbuch geschrieben. Da habe ich - so glaube ich - einen eigenen Stil für Filmsprache und Dialoge entwickelt.

Wie lange haben Sie eigentlich an Ihrem Erstling geschrieben?

Ein knappes halbes Jahr.

Das ist ziemlich flott.

Diese ganze Geschichte ist schon 15 Jahre am Kochen, mit einem Kumpel zusammen. Wir wollten immer auch eine Korruptionsgeschichte mit erzählen.

Ah geh! Korruption in Österreich?

In der Geschichte gibt es ja diesen offensichtlichen Hallodri, Falschspieler, Tagedieb, den Onkel eben, und seinen Bruder, ein angesehener Immobilienanwalt. Es stellt sich aber heraus, dass der Schwarzgeldlieferant war, bei Immobiliendeals. Diese Geschichte haben wir schon vor Jahren geschrieben - und gerade jetzt passiert in Österreich genau das! Eins zu eins! In zwei Bundesländern!

Die Frau zwischen den Brüdern spielt Anke Engelke. Wie kam's dazu?

Wir haben uns bei einem Dreh kurz kennengelernt und gut verstanden. Als dann mein Drehbuch fertig war, war mir klar, dass diese Rolle nur eine spielen kann. Es braucht jemanden, die komödiantisches Talent hat, aber gleichzeitig auch ein dramatisches. Denn ihre Figur ist diejenige, die sich am meisten wandelt. Da war die Anke perfekt, einfach eine super Frau. Deswegen treten wir auch in den Kammerspielen auf, weil wir schon beim Drehen so einen Spaß hatten.

Angekündigt sind Live-Musik vom "Dynamic Duo" Zebo Adam und Lin Benda, Publikumsgespräch und szenische Lesung.

Und die Anke und ich singen.

Singen kann die Engelke auch?

Voll gut! Sie singt auch im Film. Aber diese vier Leute auf der Bühne: Das ist eine Einheit, da passiert was. Und das mit dem Publikumsgespräch muss sich ergeben. Wenn ein Handy klingelt, nehme ich das meist gern auf. Interaktion halt. Wir haben das letztes Jahr schon mal gemacht, im Kölner "Gloria". Hat uns so getaugt!

Wie sehr taugen Ihnen die hier immens beliebten Eberhofer-Krimis?

Da bin schon froh darüber. Weil das liebe Leute sind. Das Team ist besonders, das spürt man auch im Film. Die haben Eier, und das taugt mir. Dass das so viele Leute kennen! Eben bin ich auf der Straße wieder als Günter angesprochen worden. Da ist eine kleine Rolle, aber die ist so prägnant! Heuer hab' ich in Jesolo gedreht, für mein Doku-Format "Ostrowski macht Urlaub", da waren viele Bayern am Strand - und jeder hat mich erkannt!

Ist der niederbayerische Eberhofer in Österreich auch bekannt?

Auch erfolgreich.

Apropos Erfolg: Geboren sind Sie als Michael Stockinger, aber da es einen Kabarettisten und eine Fernsehserie gleichen Namens gab, haben Sie einen Künstlernamen angenommen.

Ich habe den Namen nie gut gefunden für einen künstlerischen Beruf.

Im Film spielen neben Ihrer Freundin Hilde Dalik auch Maris und Elisea Ostrowski mit - Ihre Kinder?

Während Corona hatten wir E-Castings von Jugendlichen gemacht, und dabei waren unsere Kinder so überzeugend, weil sie ja wirklich Bruder und Schwester sind, dass die Casterin gesagt hat: "Tut mir leid, wir müssen die besetzen." Für mich war das Stress, weil dann noch mehr Druck da ist. Keine leichte Entscheidung, aber die richtige. Es muss immer das passieren, was richtig ist, nicht das, was leicht ist.

Wie leicht ist Ihnen 2004 die Krone-Fußball-Gala von der Hand gegangen, die Sie moderiert haben?

Eine wahnsinnig arge Erfahrung! Das hat die Leute geteilt: Die einen dachten "Jetzt geht das Abendland unter!", und die anderen: "Großartig!" Die Kronen-Zeitung hat den Portier angewiesen, das Telefon nicht mehr abzuheben, weil es so viele Protestanrufe gab.

Was haben Sie angestellt?

Die eine Hälfte der Show war ich Schneckerl Prohaska, die andere Toni Polster, mit Vokuhila. Ich habe das zusammen mit der Kabarettgruppe Maschek gemacht, und die haben das Cordoba-Spiel so geschnitten, dass nicht der Hans Krankl das 3:2 schießt, sondern der Prohaska.

Ein Sakrileg!

Den Krankl habe ich begrüßt mit dem Satz: "Man sagt, Sie hätten einen gewaltigen Schuss." 700 Leute im Saal, live! Totenstille, Bestürzung. Ein Fußballer kam später auf die Bühne, hat seinen Preis genommen, ohne mich anzuschauen und ist wieder gegangen. Die haben mich gehasst! Davor hatte ich die Nestroy-Gala moderiert, ein großer Theaterpreis - und habe ich mir nichts geschissen, bin im Nerzmantel und nacktem Oberkörper einmarschiert. Vor der Fußball-Gala habe ich geträumt, dass ich mit dem Auto auf eine Klippe zu rase - und springe. Das war arg. Aber aufgrund dieser Fußball-Gala habe ich viele Jobs bekommen. Da hat sich klar gezeigt, in welche Richtung mein Leben gehen wird.

"The Return of the Onkel" am 20. November in den Kammerspielen ist bereits ausverkauft

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