Michael aus der Tonne

Beim „Aschermittwoch der Kabarettisten” im Deutschen Theater wird kein Blatt vor den Mund genommen. Hier gibt auch Michael Lerchenberg nach einjähriger Pause seinen Einstand
Mathias Hejny |
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Kehraus hin, Aschermittwoch her: Christian Springer war noch närrisch drauf, baute auf der Bühne eine Mülltonne als Bütt auf und kündigte seinen nächsten Gast mit „wollen wir ihn rauslassen” an. Und schon sprang Lerchenberg wie Michael aus der Tonne. Der Auftritt des 57-jährigen Schauspielers, Regisseurs, Autors, Festspiel-Intendanten, Ex-Stoiber-Doubles und gefeuerten Fastenpredigers war mit besonderer Spannung erwartet worden: Seinen Eklat, als Bruder Barnabas auf dem Nockherberg Außenminister Westerwelle in die Nazi-Ecke gestellt zu haben, hatte Lerchenberg mit einjährigem Schweigen gebüßt. Zum diesjährigen „Aschermittwoch der Kabarettisten” im Deutschen Theater war er wieder da und gab zudem sein Debüt als „richtiger” Kabarettist.

Der Einstand gehörte zu den Highlights des Abends: In Gedenken an die bayerische Sozialministerin präsentierte er „Haderthauer II”: Mit der durch alle Pflegestufen hindurch vom Rollator bis zur Erdbestattung tauglichen Tonne könnten die Ausgaben für die Senioren um jährlich 8,2 Milliarden gesenkt werden – eine Ersparnis, die den „Kauf von 200 österreichischen Landesbanken” ermögliche.

Das teure Nachbarland selbst war vertreten durch Werner Schneyder. Auch in Österreich bleibt die Affäre zu Guttenberg nicht unkommentiert und Schneyder riet dem Freiherrn zu einem weiteren Studium der Politologie. Thema der Doktorarbeit: „Verhinderung politischer Karrieren durch Ernennung zum Verteidigungsminister”.

Christian Springer als Moderator, Gastgeber und grantelnder Durchblicker Fonsi hat schauspielerisches Potenzial bei der CSU entdeckt – Markus Söder zeigte sich zwar „erschüttert” von Guttis Rücktritt, habe sich aber dabei die Zunge blutig gebissen, um nicht seiner Freude über den Rausschmiss des „adeligen Zipfels” Ausdruck zu verleihen.

Guttenbergs fränkischer Landsmann Bernd Regenauer macht sich jedoch um „die Schutzpatrone” der CSU keine Sorgen, denn „er lügt wie gedruckt, kann sich an nichts erinnern und wird mit jedem Fehltritt beliebter”.

Der Gelsenkirchener HG Butzko wundert sich unterdessen über „die Zeit, in der ich mich um die Wirtschaft wunder”. Lisa Fitz erklärt das Wirtschaftswunder mit merkelschem Verzocken: „Man kauft mit Geld, das man nicht hat, Dinge, die man nicht braucht, um Menschen zu imponieren, die man nicht mag.” In solchen Zeiten macht nicht einmal Sex noch Spaß, bekannte der Katholik Ottfried Fischer, seitdem sogar der Vatikan Kondome erlaubt.

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