„Mensch Mäuschen, wo bist du denn?“

Mit Warp-Antrieb zischte unser Satellite-Girl durch ihr Konzert in der Olympiahalle. Die war partiell zum Kindergarten mutiert.
von  Jasmin Menrad

Mit Warp-Antrieb zischte unser Satellite-Girl durch ihr Konzert in der Olympiahalle. Die war partiell zum Kindergarten mutiert.

München - Um es gleich vorweg zu nehmen: Das von hämischen Kritikern heraufbeschworene Lena-Desaster ist auch in München ausgeblieben. Dank Bestuhlung im Innenraum wirkte die Olympiahalle gefüllt, auch wenn mancher Rang spärlich besetzt war. Und Lena schlug sich am Mittwochabend tapfer vor einem Publikum, das an ein Familienfest erinnerte: Kinder mit den Eltern, junge Pärchen und Mädchencliquen.

Gemein, dass das vordere Drittel aufsteht, als Lena „Not following“ singend die Bühne fast schon schüchtern von der Seite betritt. Die 8- bis 12-Jährigen verbringen deshalb das Konzert stehend auf ihrem Stuhl, immer den Leuchtstab zum In-der-Luft-schwenken griffbereit. Hartgesottene Fans haben sich schon zu Beginn vor die Bühne gestellt. Die Kids sind ein dankbares Publikum. Für viele ist es sicher das erste Konzert.

Bei Lenas Interpretation von Jason Mraz’ „Mr. Curiosity“ hat sie auch die Eltern und Onkel auf ihrer Seite. Die halten keine Leuchtstäbe und Handys hoch, doch zeigen sich gefangen von der in Blau und Grün getauchten Bühne und den Nahaufnahmen von Lena, die unwirklich in dem Licht scheint. Ganz schlicht ist sie in schwarzer Hose und T-Shirt mit globigen, gelben Turnschuhen gekleidet. Tanzt, schneidet Grimassen und singt wie es eben nur die Lena Meyer-Landrut kann, ohne dabei lächerlich zu wirken.

„Jetzt machen wir mal was Lustiges“, sagt die 19-Jährige bei dem jazzigen „At all“ und teilt die Halle zum Mitsingen. „Was Lustiges“ heißt bei Lena Mitmachen. Ansonsten hetzt sie durch das 90-minütige Konzert. Während und nach jedem Song bedankt sie sich: durch Knicksen, Verbeugen und hundertmal „Danke“. Sie, die jeder schon im eigenen Wohnzimmer hatte, unsere Lena, wirkt zu professionell und höflich. Was man nicht für möglich gehalten hätte: Lena plappert zu wenig – und das stört.

Doch in einigen Momenten bricht eine Lena, wie man sie mag, aus ihr hervor. Als ein Mädchen in der ersten Reihe nach Wasser ruft, sucht die Sängerin die Kleine. „Mensch Mäuschen, wo bist du denn? Kömmer mal Licht haben“, fragt sie von der Bühne Richtung Technik. Doch nachdem der kleine Fan eine Wasserflasche bekommen hat, beginnt Lenas Band „die Heavytones“ zu spielen und die Sängerin muss weiterhetzen.

„Das hat Spaß gemacht“, sagt sie kurz vor Ende. Sie wirkt lockerer, gelöster und man glaubt es ihr. In der Zugabe muss natürlich ihr „Satellite“ kommen und beim letzten Lied „I like you“ sitzt sie auf der Bühne und scheint jedem beim Singen in die Augen zu schauen. Jetzt funktioniert es wieder, dass die Lena uns ganz nah ist.

 

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