Mehr als ein Haufen skurriler Typen

„Die Piraten” zeigen, dass moderne Animation immer noch plastisches Handwerk sein kann – mit überbordendem Witz
Adrian Prechtel |
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Wir befinden uns im Jahre 1882. Die ganze Welt scheint von den Briten besetzt. Die ganze Welt? Nein! Bei einer Audienz führt ein hoher militärischer Berater eindrucksvoll auf einer Weltkarte ihrer Majestät, Queen Victoria, das British Empire vor. Doch was ist das? Irgendwo im Umkreis der Karibik weht auf der Karte noch kein Union Jack, sondern eine andere Flagge: pessimistisch schwarz mit drohendem Totenkopf darauf. Die Queen tobt, sie hat eine Piraten-Allergie. Und schon blendet „Die Piraten” nach Blood Island, dem pittoresk lustigen Spelunken-Eldorado, wo alljährlich der „Pirat des Jahres” gewählt wird. Und wie jedes Jahr bewerben sich mit großem, coolen Showauftritt Black Bellami, Holzbein Hastings und die sexy Entermesser Liz (eine Figur wie Penélope Cruz und eindeutig frech „erbeutet” aus „Fluch der Karibik”). Auch „Der Piratenkapitän” mit seinen sympathischen Getreuen versucht es wieder.

Aber er ist der ewige sympathische Verlierer, der nie fette Beute macht, sonder meist Schiffe mit Aussätzigen kapert, Geisterschiffe oder, wie gerade jetzt: ein Forschungsschiff mit Charles Darwin an Bord. Und auch der versucht den Captain mit seiner Crew übers Ohr zu hauen, lockt sie nach London, um mit dem Schiffs-Papagei, der sich als eigentlich ausgestorbener Dodo herausstellt, bei der Royal Society groß rauszukommen.

Der englische Regisseur Peter Lord hat schon „Chicken Run” und „Wallace & Gromit” dramatisiert und diesmal mit amerikanischen High-Tech-Profis eine Piratenwelt detailverliebt gebastelt. Wenn jetzt „Piraten in 3D” die Kinosäle entern, dann gelingt Großartiges: Dadurch, dass die Figuren und ihre vor Witz und Anspielungen strotzende Umgebung nicht zweidimensional gezeichnet, sondern perfektionistisch dreidimensional modelliert und auch noch 3D abgefilmt sind, ist alles vital lebendig und nicht computer-steril, dabei actionreich, aber stilistisch mit einem Hauch Nostalgie.

Vor allem aber bordet die Geschichte über – nicht nur durch einen „Haufen schräger Typen”, sondern durch geniale Einfälle: wie den zwielichtigen, von Darwin vermenschlicht abgerichteten Butler-Schimpansen oder englische Queen als Tobsüchtige, die als heimliches Laster vom Aussterben bedrohte Tiere verspeist und dazu die Mächtigsten der Welt zu heimlichen Dinners einlädt. Selten gelingt es, vom Kind bis zum Erwachsenen, sich so witzig und elegant in einem Film zu amüsieren.

Kino: CinemaxX, Münchner Freiheit, Royal sowie Museum Lichtspiele und Cinema (OV)
R: Peter Lord
(GB/USA, 88 Min.)

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