Meer, Berge – und dann kommt der Himmel
Kent Nagano dirigiert am Samstag um 20 Uhr bei freiem Eintritt auf dem Max-Joseph-Platz
Dass die Natur diesmal bei den oft vom Regenpech verfolgten Festspielkonzerten mitspielt, ist eigentlich Ehrensache: In Claude Debussys „La mer“ und der „Alpensinfonie“ von Richard Strauss stürmt und gewittert es bereits musikalisch. Da darf mal das Wetter eine Pause einlegen: Es soll sehr schön werden.
Das Konzert verbindet das Meer mit den Bergen. Der Dirigent kennt beides seit seiner Jugend: Im kalifornischen Morro Bay, wo Kent Nagano aufwuchs, stoßen Ausläufer der Rocky Mountains an den Pazifik. Nagano hat auch die Stadt der Olympischen Winterspiele von 1998 besucht, mit der er den Namen gemeinsam hat: „Dass sich die dortigen Berge ,japanische Alpen’ nennen, ist eigentlich eine Beleidigung für die Natur in Bayern.“
Das von Richard Strauss musikalisch porträtierte Wettersteingebirge hat sich Nagano bisher nur von der Garmischer Villa des Komponisten aus angeschaut. Eine Besteigung der Zugspitze würde den Generalmusikdirektor der Oper schon reizen, aber bisher fehlte die ihm Zeit. Wenn, dann aber zu Fuß und nicht mit der Seilbahn.
Naturbilder
Strauss vollendete sein musikalisches Naturbild 1915 mitten im Ersten Weltkrieg, sein Zeitgenosse Debussy wurde 1905 mit „La mer“ fertig. Die beiden Herren kannten sich, waren sich aber nicht besonders grün. Als überzeugter Franzose misstraute Debussy der deutsch-österreichischen Musiktradition des 19. Jahrhunderts, die mit der „Alpensinfonie“ leicht verspätet und monumental zu Ende geht.
Die Musik der mit „Sonnenaufgang“, „Am Wasserfall“ oder „Auf der Alm“ überschriebenen Abschnitte ist eigentlich unmissverständlich. Aber man sollte im Hinterkopf behalten, dass Strauss dem Werk eigentlich den von Friedrich Nietzsches Philosophie inspirierten Titel „Der Antichrist“ geben wollte. Die letzte in Musik gesetzte Bergwanderung war das übrigens auch nicht: Olivier Messiaen, dessen Schüler Nagano in den 1980er Jahren war und mit dessen Oper über Franz von Assisi der Dirigent die Festspiele 2011 eröffnen wird, hat in „ Des Canyons aux Étoiles“ die Landschaft von Utah porträtiert.
Vor den beiden Stücken spielt das vom Staatsorchester betreute Jugendorchester Attacca Debussys „Nachmittag eines Faun“. Und danach lohnt es sich, heftig zu klatschen: Die Musiker des Staatsorchesters haben eine bombastische Zugabe vorbereitet: „Nach dem Meer und den Bergen kann eigentlich nur noch der Himmel kommen“, sagt Kent Nagano. „Deshalb spielen wir den ,Jupiter’ aus Gustav Holsts Suite ,Die Planeten’“.
RBR
Samstag, 20 Uhr, Max-Joseph-Platz, Eintritt frei, keine Karten erforderlich
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