Martin Feifel: Haltung als Unterhaltung

Ob in den „Süden“-Krimis, dem BR-Film zur ARD-Themenwoche "Ehrenamt" oder auf der Bühne – Der Münchner Schauspieler Martin Feifel liebt Rollen mit Ecken und Kanten.
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Martin Feifel (li., mit Christian Polito und Kathrin von Steinburg) im BR-Film „Genug ist nicht genug“, in dem Ehrenamtliche einen ganzen Tag lang streiken
BR 2 Martin Feifel (li., mit Christian Polito und Kathrin von Steinburg) im BR-Film „Genug ist nicht genug“, in dem Ehrenamtliche einen ganzen Tag lang streiken
Tabor Süden (Ulrich Noethen, li.) und Martin Heuer (Martin Feifel) suchen im ZDF nach Vermissten
ZDF 2 Tabor Süden (Ulrich Noethen, li.) und Martin Heuer (Martin Feifel) suchen im ZDF nach Vermissten

Ob in den „Süden“-Krimis, dem BR-Film zur ARD-Themenwoche "Ehrenamt" oder auf der Bühne – Der Münchner Schauspieler Martin Feifel liebt Rollen mit Ecken und Kanten.

Was wäre, wenn alle Ehrenamtlichen in Deutschland streiken würden? „Dann würde unser gesamtes Gesundheits- und Pflegesystem zusammenbrechen“, sagt Martin Feifel. Der Münchner spielt im BR-Film „Genug ist genug“, der diese Drohung ausspricht und heute im Rahmen der ARD-Ehrenamt-Themenwoche läuft.

Antons (Feifel) Ehefrau Julia (Jule Ronstedt) führt die streikenden Ehrenamtlichen an, er selbst aber ist genervt von dem Krawall. „Die Familie hat große finanzielle Probleme“, erklärt Feifel im AZ-Gespräch. „Wie es bei Männern aber oft ist, kann Anton darüber nicht reden und reagiert aus seiner großen Zukunftsangst heraus sehr ruppig.“

Der Film provoziert die Frage, in wie weit sich der Staat auf kostenlose Arbeitskräfte verlassen darf. „Mein kleiner Bruder ist Krankenpfleger und muss Sachen machen, die eigentlich nur Assistenzärzte dürften“, sagt Feifel. „In dem Zuge werden dann auch Aufgaben auf Ehrenamtliche abgewälzt, die sie eigentlich nicht machen dürften.“ Solidarität sei ja toll. „Aber man darf dem Staat dadurch nicht ermöglichen, sich seiner Verantwortung zu entziehen.“

Der 44-Jährige spielt gerne schwierige Charaktere, Figuren mit Ecken und Kanten. Auf der Bühne übernahm er immer wieder tragische Rollen – von „Hamlet“ bis Hölderlin („Feuerreiter“). Im prämierten „Polizeiruf – Der scharlachrote Engel“ spielte Feifel einen Vergewaltiger, im Kino Alois Permaneder in „Die Buddenbrooks“. Als Martin Heuer trank er sich gerade im ZDF durch zwei „Süden“-Krimis.

Feifel: „Ich will auch gesellschaftliche Fragen aufwerfen“

„Ich habe eine Haltung zu dieser Welt, die ich insgesamt nicht sehr schön finde“, sagt Feifel. „Deshalb interessieren mich die gebrochenen Figuren, die mit dieser Welt nicht zurecht kommen. Mit ihnen kann ich gesellschaftliche Fragen aufwerfen.“ Als öffentlicher Mensch habe man die Aufgabe, beispielsweise Gedanken darüber anzuregen, was der Mensch alles kaputt mache. „Das darf man vor lauter Seichtheit nicht vergessen“, sagt Feifel. Richtig schlecht werde es ihm bei Schöne-Welt-Filmen à la Pilcher. „Weil sie uns eine Welt vorgaukeln, die es einfach nicht gibt.“

Anfangs wollte Feifel Clown werden. Zwei Jahre lang hat er die Scuola Teatro Dimitri im Tessin für eine Grundausbildung in Theater und Artistik besucht. „Das waren die beiden schönsten Jahre in meinem Leben“, sagt er. Dann musste er wegen Rückenproblemen die Ausbildung abbrechen. „Vor zwei Jahren war es so schlimm, dass ich nur mehr mit Schmerzmitteln vollgepumpt auf die Straße gehen konnte.“ Glücklicherweise hat sich eine Neurochirurgin gefunden, die seinen chronisch entzündeten Ischias-Nerv operieren konnte. „Jetzt hab’ ich hinten eine Titanfeder drin und bin wieder fit wie ein Tanzbock im Mai.“

"Wir kämpfen um die Fortsetzung der Süden-Krimis"

Das hat Feifel im „Kommissar Süden“ beim Luftgitarre spielen gründlich bewiesen. Kommt also doch noch die Clown-Karriere? „Naja, jetzt bin ich doch ein bisschen alt für die Artistik“, meint Feifel. „Aber vielleicht blitzt der Clown, der in mir drin ist, ja irgendwann noch mal auf. Der Versuch, auf Biegen und Brechen komisch sein zu wollen, geht ja meistens in die Hose.“

Ob das ZDF weitere „Süden“-Krimis in Auftrag gibt, steht noch nicht fest. „Dem Sender waren die Quoten nicht gut genug, jetzt wird diskutiert“, sagt Feifel. „Wir aber kämpfen für eine Fortsetzung, denn die Bücher von Friedrich Ani enthalten noch so viele tolle Stoffe.“ Dass die Öffentlich-Rechtlichen derart auf die Quote schielen, findet er „blödsinnig“. „Schließlich sind sie nicht von Werbeeinnahmen abhängig. Letztendlich ist es eine einfache Entscheidung, will man weiter machen oder nicht?“

Angelika Kahl

„Genug ist genug“ zeigt das Erste heute um 20.15 Uhr

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