Mariss Jansons dirigierte das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Mariss Jansons dirigierte das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im Herkulessaal. Leider fehlte dem Bariton Bo Skovhus für die „Lieder eines fahrenden Gesellen“ die schlichte Natürlichkeit, und sein Deutsch wirkte auch ein wenig einstudiert.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Mariss Jansons dirigierte das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im Herkulessaal. Leider fehlte dem Bariton Bo Skovhus für die „Lieder eines fahrenden Gesellen“ die schlichte Natürlichkeit, und sein Deutsch wirkte auch ein wenig einstudiert.

Es hat viel für sich, Gustav Mahler mit seinem symphonischen Nachfolger Dmitri Schostakowitsch zusammenzuspannen. Leider fehlte dem Bariton Bo Skovhus für die „Lieder eines fahrenden Gesellen“ die schlichte Natürlichkeit, und sein Deutsch wirkte auch ein wenig einstudiert. Selbst die Heftigkeit des „glühenden Messers“ brannte sich nicht ganz so heftig ins Gedächtnis wie die ätherisch zarte Begleitung durch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons.

Diesen Dirigenten für seinen Schostakowitsch zu loben, hieße Wodka nach St. Petersburg zu importieren. Schade nur, dass er diese Symphonien vergleichsweise selten dirigiert, obwohl sie ihm und dem Orchester besonders gut liegen. Wieder einmal wählte er einen goldenen Mittelweg: Er nahm die 1953 in Moskau uraufgeführte Zehnte als Bekenntnismusik ernst, ohne sie darin zu erschöpfen. Das Lebensdrama einer künstlerischen Existenz unter Stalin wurde bei aller Virtuosität der Aufführung nicht zum Vorwand einer athletischen Orchesterdressur.

Verhaltenem ließ er den Atem: Gleich zu Beginn gelang dem Solo-Klarinettisten das Seitenthema des ersten Satzes als bewegender Einsamkeitsmonolog. Erstaunlicherweise wirkte der wilde, den Diktator porträtierende Mittelsatz mehr brillant als barbarisch-bedrohlich. Im Finale gelang die schwierige Mischung aus Skepsis, verhaltenem Optimismus und stolpernder Apotheose exemplarisch. Davon, auch im anbrechenden Mahler-Jahr, bitte mehr!

Robert Braunmüller

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.