Mama Six, Max und die wilden Kunst-Kerle
Six Friedrich verlässt mit Lisa Ungar zum Jahresende ihre Galerie-Räume in der Steinheilstraße, macht aber 2010 mit ihrem Sohn Max Weber in der Prinzregentenstraße weiter
Wenn man in Münchens Galerien für Gegenwartskunst nach so etwas wie einem „Urgestein“ sucht, landet man unweigerlich bei Six Friedrich: Anfang der 60er Jahre schrieben sie und ihr Mann – der spätere Gründer der New Yorker Dia-Art-Foundation Heiner Friedrich – Geschichte, als sie Beuys, Warhol und die Minimal Art nach München holten und wilde Kunst-Kerle wie Blinky Palermo zum Größerwerden päppelten.
„Sagen wir mal 70“, antwortet Six Friedrich kokett-resolut auf die vorsichtige Frage nach ihrem Alter – und bestätigt die Ahnung, dass diese quirlige Dame schon ziemlich lange durch die Szene wirbelt. Das ist allerdings für sie kein Grund, sich zur Ruhe zu setzen: Zwar schließt sie zum Jahresende die Galerieräume in der Steinheilstraße 18, die sie seit 1998 mit ihrer Kollegin Lisa Ungar bespielte. Weil Letztere sich mehr auf ihre Berliner Galerie konzentrieren will, endet nun die Münchner Zusammenarbeit der beiden.
Aber Six Friedrich macht natürlich weiter. Und zwar mit ihrem Sohn Max Weber, ab heute 33, der schon seit fünf Jahren als Junior Partner mitarbeitet. Nur die knapp 300 Quadratmeter in Laufnähe der Pinakotheken wollen und können die beiden nicht allein weitermieten – und suchen noch ideale und bezahlbare neue Räume. Vorübergehend ziehen Mutter und Sohn mit ihren kostbaren Kunst-Habseligkeiten jetzt aber erstmal in drei vergleichsweise bescheidene Schau-Räume im dritten Stock der Prinzregentenstraße 79. Dort macht ihnen Gert Weber, Möbel-Designer und Six Friedrichs Ex-Mann und Max’ Vater, Platz. „Sehr privat, nicht so repräsentativ“ sei der neue Standort – aber die erste Ausstellung steht schon fest: Im Februar zeigen Six Friedrich und Max Weber Bilder von Markus Huemer.
Der Sohn hat seine Stressresistenz beim Film erprobt
Der Junior ist erstaunlich gelassen bei der Aussicht, demnächst in der „Familienfirma“ täglich beide Eltern „an der Backe“ zu haben. Er ist jedenfalls entschlossen, das Werk der Mutter fortzuführen – glaubt allerdings nicht daran, dass diese ihre Absichtserklärung, „demnächst kürzer zu treten“, demnächst in die Tat umsetzt. Dazu ist ihr der schillernde Betrieb zu sehr Lebenselixier.
Aber ob Internet-Arbeit oder die anstrengenden Messen – ohne Max würde Six das Tagesgeschäft doch inzwischen ein wenig schwerer fallen. Der hat seine Stressresistenz beim Film erprobt; verglichen mit der wochenlangen Tag- und Nacht-Arbeit am Set sei eine Woche Messe-Stress „nicht so schlimm“.
Als Kunst-Standort geht die Steinheilstraße übrigens nicht verloren: Die Galerie Nusser & Baumgart wird im neuen Jahr hier einziehen.
Roberta De Righi