Mädchen trifft Messias - Obama: "Ich bin gelinkt worden"
BERLIN - Der Bericht einer «Bild»-Reporterin über ihr gemeinsames Training mit Obama im Fitness-Studio hat auch in den USA für Aufsehen gesorgt. Der Präsidentschaftskandidat fühlt sich hintergangen, Blogger ergehen sich in Hohn und Spott.
Den Artikel «Barack stählt neben mir seine Muskeln», der anlässlich des Obama-Besuchs in der «Bild»-Zeitung erschienen ist, sorgt für Verstimmung bei amerikanischen Bloggern. Der Artikel sei das richtige, «wenn Sie sich übergeben wollen», heißt es in dem Blog «Punctuated Silence» über den Artikel, der mit dem ekstatischen Ausruf «WAS FÜR EIN MANN!» endet.
Im Blog «American Conservative Daily» wundert sich Warner Todd Huston darüber, dass die «Bild»-Zeitung keine Erwachsenen, sondern 14-Jährige Teenager als Reporter losschickt. Zumindest wäre das eine gute Entschuldigung für den Text, meint Huston, der das Bild von Obama und der Reporterin Judith Bonesky mit der Überschrift «Mädchen trifft Messias» versehen hat. Es tue weh, diesen Text zu lesen, schreibt Huston, um sich dann genüsslich in den Einzelheiten des pubertären Geschreibsels zu ergehen. «Hallo, wie geht?s?» fragt er auf Englisch mit kräftiger, sehr männlicher Stimme. Ich antworte: «Sehr gut. Und wie geht es Ihnen?» ER: «Sehr gut, danke!»
Auch die beschriebenen sportlichen Leistungen werden mit ungläubigen Staunen zur Kenntnis genommen. In der «Bild» heißt es: «Jetzt stemmt er 16-Kilo-Hanteln, abwechselnd rechts und links, 30 Wiederholungen - pro Seite. Und schnappt sich die 32-Kilo-Hanteln. Ganz langsam hebt er sie an, erst 10-mal rechts, dann 10-mal links. Er atmet tief ein und aus, nimmt einen Schluck Wasser aus seiner 0,5-Liter-Flasche Evian.» Donald Sensing rechnet in seinem eigenen Blog die sportliche Leistung des Kandidaten nach und vergleicht diese mit den vorhandenen Armmuskeln. Sein Fazit: Unmöglich.
Obama selbst wurde von der enthusiastischen Beschreibung seiner Person überrascht. Er sei von der Reporterin gelinkt worden, sagte er Star-Kolumnistin Maureen Dowd von der «New York Times». Er habe sie für ein normales deutsches Mädchen gehalten. Sie habe gelacht und scheu gelächelt, beschreibt Obama seine Version der Begegnung. Als er den Raum verlassen wollte, habe sie dann um das Foto gebeten. «Ich verstehe erst jetzt, woran ich mich gewöhnen muss», so Obama.
