Lizenz zum Gelddrucken
Die Leinwand ist schwarz, bis weiße Kreise durch die Mitte des Bildes rollen. Plötzlich verwandeln sie sich in ein Auge, ein Mann im Anzug wird sichtbar, blitzartig wendet er sich dem Zuschauer zu, schießt, das Auge wackelt, färbt sich rot, eine einprägsame Melodie erklingt. Nicht zum letzten Mal.
Auch heute noch wirkt dieser Vorspann prickelnd, denn jeder Filmliebhaber weiß, was er bedeutet. James Bond ist wieder da, und ein neuer Auftrag wird den weltweit berühmtesten Geheimagenten erneut zu exotischen Schauplätzen mit verführerischen Schönheiten und verschlagenen Bösewichtern führen.
Heute vor genau 50 Jahren war es Sean Connery, der sich bei der Londoner Premiere von „James Bond – 007 jagt Dr. No” feiern ließ. Längst hat sich der Schotte zurückgezogen und den Agentenstaffelstab weitergegeben. Zum dritten Mal wird Daniel Craig im 23. Bond-Abenteuer „Skyfall” den berühmten Spruch „Mein Name ist Bond, James Bond” sagen. Ein Ende ist nicht absehbar, Craig hat für zwei weitere Filme unterschrieben. Bereits heute startet in Deutschland der „Skyfall”-Vorverkauf, obwohl der Film erst am 1. November in die Kinos kommt.
MARKENZEICHEN
Michael G. Wilson und Barbara Broccoli, die derzeitigen Produzenten der Bond-Reihe, wissen, was die Fans an ihrem Agenten-Idol schätzen. Und wie man sie verärgert, wenn man auf die bewährten Stilmittel verzichtet. Sie alle aufzuzählen wäre müßig, interessant bleibt aber, welche es auch nach 50 Jahren ins aktuelle „Skyfall”-Abenteuer geschafft haben. Bond ist und bleibt ein eleganter Anzugträger mit trockenem britischen Humor, der seinen Martini gerne „geschüttelt, nicht gerührt” haben will, mit seinem Aston Martin eine gewisse Dekadenz genießt, und auch für die Damenwelt gerne mal den einen anderen erotischen Zwischenstopp einlegt. Im Kampf gegen Bösewichter greift 007 immer noch gerne auf seine Walther PPK zurück, und auch Q versorgt ihn nach längerer Abstinenz in „Skyfall” mal wieder mit allerhand High-Tech-Schnickschnack.
DARSTELLER
„Sean Connery war der Beste”. Ein Zitat, das niemanden überraschen wird, geht der erste Bond-Darsteller in Umfragen doch stets als Sieger hervor. Spannend ist aber, dass es nicht aus irgendwelchen Fan-Foren stammt, sondern von Roger Moore selbst. Mit seiner Mischung aus Charme, Härte und Lässigkeit prägte Connery die Rolle des Agenten – bis zu seinem Ausstieg 1967. Schnell musste Ersatz gefunden werden, man entschied sich für den Australier George Lazenby, ein exzellenter Schwimmer und Athlet, aber kein guter Schauspieler. Nach einem Film war Schluss, Connery bekam noch einmal das „Diamantenfieber”, stieg dann aber aus, um Roger Moore den Vortritt zu lassen. Der setzte auf seinen zotigen Witz, vielen Fans war das aber irgendwann zu albern. Es folgte die neue Härte mit Timothy Dalton, der große Erfolg an den Kinokassen blieb aber aus. Mit Pierce Brosnan entschied man sich wieder für einen weicheren Typen, der gerade in den 90ern gut funktionierte. Als die „Bourne”-Serie aber plötzlich en vogue war, verabschiedete man sich von Brosnan. Ein kantiger, jüngerer Typ musste her. Daniel Craig. Und nicht nur die männlichen Actionfans waren begeistert: Laut dem größten Seitensprungportal FirstAffair.de ist Craig der bisher „heißeste Bond-Darsteller”.
FRAUEN
Kein „Bond” ohne „Bond”-Girls. In „Skyfall” sind es es Bérénice Marlohe und Naomie Harris, die Daniel Craig ein wenig näher kommen. Keine Stars, aber das passt zu „Bond”, bei dem sich die Gespielinnen im Laufe der Zeit zwar etwas emanzipiert haben, dennoch auf ihre äußerlichen Reize festgelegt blieben. Für viele Schauspielerinnen war das Label „Bond-Girl” deswegen leider auch häufig ein Karriere-Killer. Selbst Ursula Andress, deren cremefarbener Baumwoll-Bikini ein Renner wurde, hörte von Studiobossen bei Castings später häufiger ein „No” als ein „Yes”.
GEGENSPIELER
Eine alte Regel im Action-/Thriller-Genre besagt: Je besser der Bösewicht, desto besser der Film. Diese These lässt sich auch an der „Bond”-Reihe festmachen. Spitzenwerte in der Beliebtheit erreicht nach wie vor „Goldfinger” mit dem unvergleichlichen Gert Fröbe, der mehr als drei Jahrzehnte vor der Euro-Krise durch Goldschmuggel das Weltfinanzsystem zum Einsturz bringen wollte. Überhaupt haben deutschsprachige Bösewichte in „Bond”-Filmen Tradition. In „Skyfall” ist es der in Berlin lebende Österreicher Michael Pink, der Craig die Hölle heiß macht. „Bonds” Hauptgegenspieler wird aber Raoul Silva sein, der vom blondierten spanischen Charakterkopf Javier Bardem verkörpert wird und persönliche Gefühle gegen 007 und vor allem M hegt.
HYPE
Am 23. Oktober steigt in London die königliche Weltpremiere zum – natürlich – 23. offiziellen „Bond”-Film „Skyfall”. Bis dahin rollt die PR-Machine, um einen Superhit zu garantieren, der das „Bond”-Gesamteinspielergebnis von über vier Milliarden Euro noch einmal nach oben schraubt. Den Anfang machte bereits der PR-Stunt mit der Queen bei den Olympischen Spielen, dann wurden geschickt erste Filminfos gestreut, während in London die Ausstellung „Designing 007” eröffnete. Heute, zum „Global James Bond Day”, wird auch noch Adeles neuer Titelsong vorgestellt – neben anderen „Events” wie eine von Christie’s organisierte internationale Internet- und Live-Auktion. Nicht zu vergessen die zahlreichen Bildbände, DVD-Boxen und „Bond”-Songs, die jetzt ganz überraschend neu oder in anderem Design herauskommen. Was wieder einmal beweist, dass „Bond” die beste Lizenz zum Gelddrucken bleibt.
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