Literatur-Nobelpreis: Neuer Schwerpunkt

Der Kulturredakteur Adrian Prechtel über den Literaturnobelpreis an den chinesischen Schriftsteller Mo Yan.  
Adrian Prechtel |
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Die Wege der Herren in Stockholm sind unergründlich, oder? Seit Jahren erwartet man die Ehrung eines großen Amerikaners: Philip Roth, Thomas Pynchon oder Cormac McCarthy. Aber immer gehen sie leer aus. Schaut man aber, wohin sich stattdessen das Glück mit fast einer Million Euro Preisgeld in den lezten Jahren gewandt hat, muss man zugeben: In Stockholm fühlte man doch stark eurozentrisch. Schweden, Spanien (mit dem Peruaner Vargas Llosa), Deutschland (mit Herta Müller), Frankreich und Großbritannien (mit Doris Lessing).

Dass jetzt der bei uns nahezu unbekannte Chinese Mo Yan gewann, ist ein Zeichen: Der Blick der kulturell bisher euro-amerikanisch dominierten Welt richtet sich zunehmend auf das Land, das sich selbst als „Reich der Mitte“ sieht, also im Zentrum der Welt. Und warum soll ein Schriftsteller, der in China fast ein Fünftel der Weltbevölkerung als potenzielle Leserschaft hat, nicht ebenso bedeutend sein wie unsere Literatur-Heroen?

Interessant ist, dass mit Mo Yan keine kritische politische Entscheidung gefallen ist. Denn der 57-jährige Bauernsohn aus Shandong ist ein Mitkämpfer des kommunistischen Systems, auch wenn er oft ungeschminkt das Landleben in China schildert. Schon vor 12 Jahren ging der Blick einmal nach China: Gao Xingjian bekam den Nobelpreis. Der aber lebt als Dissident im französischen Exil.

Mit Mo Yan söhnt man sich jetzt mit China aus. Spannend ist, wie ein kritischer chinesischer Künstler wie Ai Weiwei die Stockholmer Wahl beurteilen wird.

 

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