Liefers und Prahl: Der Klamauk-Tatort
Der tapsige Thiel in Boxershorts und mit Hockeyschläger bewaffnet, Professor Boerne nervt mit Wagner: Im Münsteraner „Tatort“ gehört der Klamauk zum guten Stil.
München - Wagner blieb einem an diesem Sonntag nicht erspart. Während ein paar selige Kartenbesitzer am Münchner Max-Joseph-Platz in „Walküre“-Wonnen schwelgen, nervt Professor Boerne (Jan Josef Liefers, l.) seinen Nachbarn, Kommissar Thiel (Axel Prahl), in der Münsteraner „Tatort“-WG mit der Musik des Bayreuther Meisters.
Aber hochdramatische Soprane und ein Hundertmannorchester lasssen sich nun mal auf Zimmerlautstärke kaum angemessen genießen. Für den Fall, dass dem klamaukverwöhnten Thiel-Boerne-Fan das alles nicht behämmert genug sein könnte, winkt der PR-Beauftragte der Mordkommission ständig eine russische Gastdelegation durchs Bild.
Und wenn das Drehbuch eine Actionszene vorsieht, jagt der tapsige Thiel in Boxershorts und mit Hockeyschläger bewaffnet einen Flüchtigen in den vollbesetzten Kinosaal. Beim erfolgreichen WDR-Ableger der ewigen Krimireihe versprühen die Filmemacher die durchaus sympathische Chuzpe, sich mittlerweile alles erlauben zu dürfen – auch eine völlig weltfremde Auflösung, die dem Fass nun wirklich den Boden ausschlägt.
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