Liebe zwischen Baum und Borke
Ein hitziges, mit Aggressions- ausbrüchen überfrachtetes Gewaltdrama: Thomas Luft inszenierte Johann Wolfgang von Goethe "Clavigo" im Teamtheater Tankstelle.
Sechs Jahre hat er ihr verliebt die Ehe versprochen. Doch als Clavigo dank seines ehrgeizigen Freundes Carlos bei Hofe Polit-Karriere macht, ist ihm Marie nicht mehr gut genug. 24 war Johann Wolfgang von Goethe, als er 1774 „Clavigo“ schrieb – nachdem er Friederike Brion verlassen hatte. Thomas Luft inszenierte im Teamtheater Tankstelle ein hitziges, mit heftigen Aggressionsausbrüchen überfrachtetes Gewaltdrama.
Borkenstücke bedecken die Bühne (Ausstattung: Daniela Hohenberger), Äpfel liegen in einer Tränke, ein Messer steckt daneben – der Herbst einer vergangenen Leidenschaft. Sie küssen und sie schlagen sich, ehe die in ihrer Trauer starke Marie (Anja Klawun) dem abtrünnigen Liebhaber seine Reue glaubt. Der von seinen Gefühlen hin- und hergerissene Clavigo (Julian Manuel) muss sich anstrengen, weil ihn Maries Bruder (allzu martialisch: Ulrich Zentner) unter Druck setzt: Ehe oder Rache. Maries ältere Schwester (Heike Ternes) hält eine differenzierte Balance zwischen Psychologie und Diplomatie.
Gefährlicher Zyniker, dämonischer Dandy
Die Hauptfigur in Lufts Überdruck-Inszenierung ist jedoch Carlos: Hubert Bail spielt einen gefährlichen Zyniker und dämonischen Dandy, der an seine Mission glaubt und sich den weichen Clavigo zurechtknetet. Doch der läuft am Ende freiwillig in das Messer, mit dem sich Marie umgebracht hat.
Gabriella Lorenz
Termine:
Teamtheater Tankstelle, 5., 6., 12. – 15. März, 20 Uhr, Tel. 260 43 33
- Themen:
- Ehe