Liebe mich, wenn du dich traust

Mit „Der letzte schöne Herbsttag“ knüpft Ralf Westhoff an den Erfolg von „Shoppen“ an
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Mit „Der letzte schöne Herbsttag“ knüpft Ralf Westhoff an den Erfolg von „Shoppen“ an

8Auf der alten Spider-Murphy-Gang-LP „Tutti Frutti“ heißt ein Lied: „Wo, wo bist Du?“. Es geht um moderne Partnerfindung. Im Refrain heißt es ironisch: „Bei Nichtgefallen garantiert Gefühle zurück!“

Das passt heute noch genauso, wo sich der Emotions-Wirtschafts-Sprachgebrauch durchgesetzt hat: Gefühle werden „investiert“, man hofft auf Rendite. Ralf Westhoff hat diesem Denken kein zynisch kühles Twen-Gesellschaftsporträt gesetzt, sondern 2007 mit „Shoppen“ über das Speed-Dating einen charmant menschlichen, auch witzigen Publikumshit gelandet. Jetzt, drei Jahre später, sind Leo (Felix Hellmann) und Claire (Julia Koschitz) schon seit längerem zusammengezogen.

Witzige Wahrhaftigkeit

Es ist der Punkt, an dem sich auch bei netten Narzissten die Frage stellt nach der ewig romantisch bürgerlichen Verheißung der „großen Liebe“. Denn jetzt müssten die beiden übergehen von der sich selbst erfüllenden Verliebtheit zur tragfähigen Beziehung, zur Liebe. Aber Männer und Frauen passen nicht zusammen, wie ultra-platt Mario Barth meint, oder Til Schweigers „Zweiohrküken“ komödiantisch beschreibt. Westhoff ist dafür zu differenziert und psychologisch und kommt dennoch leicht daher.

„Der letzte schöne Herbsttag“ ist meteorologisch angesagt. Leo will wandern, biken. Und sie? Sie wartet, dass er ihr mal was schenkt, Blumen vielleicht. Und dass er Beziehungs-Jahrestage nicht vergisst, auf die Claire Wert legt. Die Kunst Westhoffs besteht dabei, keine Klischees zu bedienen, aber was zwischen Mann und Frau wahr ist, auch auszusprechen.

So gelingt witzige Wahrhaftigkeit bei aller Theatralik im Woody-Allen-Stil, wenn Leo und Claire auch in die Kamera sprechen, also zu uns. Sie beide wollen uns als besten Freund oder beste Freundin auf ihre Seite ziehen. Aber wir verstehen beide, weil beide Recht haben. Das ist das Faire und Schöne am Film, auch wenn in manchen Szenen die völlige Natürlichkeit nicht ganz gelingt.

Adrian Prechtel

Kino: Atelier, Münchner Freiheit, Neues Arena, Mathäser, Rio R & B: Ralf Westhoff (D, 85 Min.)

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