Liebe im Hindernisparcours
An der Schauburg inszeniert Josephine Ehlert ihren Krimi samt Sozialstudie „Ein Iltis”
So stellt sich das der Liebhaber nicht vor, wenn einen das junge Mädchen nach Hause abschleppt: Erst stößt man an Hirschgeweihe und dann liegt im Bett ein mannsgroßer Teddy. Seltsame Verhaltensweisen beschreibt Josephine Ehlert in ihrem Stück „Ein Iltis“, dessen Uraufführung sie in der Schauburg inszeniert hat. Die Reihe „Next Generation“ gibt jungen Künstlern am Haus die Chance zu eigenen Projekten - mit kleinem Etat, kurzen Proben und wenig Vorstellungen. Schauspielerin Josephine Ehlert schreibt schon länger - ein Drehbuch wurde preisgekrönt.
Was sie hier für Jugendliche ab 15 entwirft, ist halb absurder Krimi, halb Sozial- und Generationenstudie. Undines Eltern haben sich in der Wohnung verschanzt mit ausgestopften Tieren und öffnen aus Angst nie die Tür. Papa (Rainer Lott) als Couch-Potato simuliert bellend einen Hund. Mama (Elisabeth Romano) kann Fernsehen und echtes Leben nicht mehr unterscheiden - auch nicht, als der TV-Kommissar (wunderbar schillernd als Detektiv-Entertainer: Thorsten Krohn) vor der Tür steht.
Die Tochter (Undine Schmiedl) lebt an den Eltern vorbei: Discos, Drogen, Lover, nur keine Gefühle. Dann faselt Robert (Wolfgang Cerny) fundamentalistisch von der Lebensliebe - und Undine schmilzt.
Thea Hoffmann-Axthelm baute eine vollgestopfte Wohnung als Hindernis-Parcours. Der zynische Kriminaler findet darin den Frauenmörder - und zwei weitere Leichen. Die Wodka-Limonade war vergiftet, Schiller lässt grüßen.
Ehlert führt ihre Schauspieler gut, fragt spannend, aber langatmig, nach Wirklichkeit und Unwirklichkeit. Aber es geht ja ums Ausprobieren. Gabriella Lorenz
Schauburg, 17., 18. April, 19.30 Uhr, Tel. 233 371 55
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