Leopold Museum beleuchtet das Wien um 1900
Wien - Die enorme Fülle und Vielfalt der Kunst in der Zeit von 1870 bis 1930 beleuchtet das Wiener Leopold Museum in einer ganz neu konzipierten Dauerausstellung. "Wien 1900. Aufbruch in die Moderne" verfolge einen "enzyklopädischen Ansatz", sagte Direktor Hans-Peter Wipplinger am Freitag zur Eröffnung.
Die Zahl der Exponate hat sich nach Angaben des Museums auf 1300 praktisch verdoppelt. Skulpturen, Möbel, teils nachgebaute Räume und Fotos ergänzen die Gemälde-Schau in dem vor allem für seine Schiele-Sammlung bekannten Haus. Wipplinger erinnerte an die extremen Gegensätze, die die Zeit damals geprägt hätten. Wien als Großstadt mit damals zwei Millionen Einwohnern sei gleichermaßen Hauptstadt des Hochadels, Heimat liberaler Intellektueller und von Antisemiten, Ort riesiger Armenviertel und spektakulärer Prachtbauten gewesen, hieß es.
Eine prominente Rolle spielen in der Schau der Architekt Adolf Loos (1870-1933) sowie Maler und Grafiker Koloman Moser (1868-1918). Loos hatte sich mit einem wegen seiner Schlichtheit als "Haus ohne Augenbrauen" verspotteten Gebäude auch den Unmut von Kaiser Franz Joseph I. zugezogen, der in der benachbarten Hofburg residierte. Plakate vom Dezember 1911 erinnern an den Skandal. Die Sezession um den Jugendstil-Maler Gustav Klimt (1862-1918) markiert ebenfalls einen der wichtigsten Schritte in der Entwicklung der Kunst. In der Ausstellung ist nun der nachgestellte Vorraum zu einem von Klimts Ateliers zu sehen. Die Zeit um 1900 sei nicht als Ruhe vor dem Sturm der folgenden Kriege zu begreifen, sondern als erregende Aufbruchphase - besonders in der einstigen Weltkulturhauptstadt Wien.
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